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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Mit dem Rad zum Südpol

Eric hat für die Expedition hart trainiert

Versägt zu werden, kratzt am Selbstbewusstsein. Mir geht das so, wenn ich auf dem Fahrrad kräftig in die Pedale trete und trotzdem überholt werde – womöglich sogar von einem Fahrer, der (noch) älter ist als ich. Inzwischen habe ich mir jedoch angewöhnt, nach der frustrierenden Überholaktion blitzschnell auf den Rahmen des gegnerischen Fahrrads zu blicken. Und siehe da, häufig bringt das die Entwarnung: Klar, ein E-Doper! Im ewigen Eis hätten Elektrofahrräder keine Chance. Ein kompakter Hochleistungsakku für die dort herrschenden extremen Temperaturen muss erst noch entwickelt werden. Und so bricht Eric Larsen in diesen Tagen mit seinem Geländerad garantiert E-ungedopt Richtung Südpol auf.

Gutes Gelände für Fahrradtour   

Polar-Abenteurer Eric Larsen

Der US-Amerikaner will als Erster den südlichsten Punkt der Erde mit einem Fahrrad erreichen – solo und ohne Unterstützung, etwa durch Nahrungsdepots. Der 40-Jährige aus Boulder im Bundesstaat Colorado startet in der Herkules-Bucht an der Ostgrenze des weißen Kontinents. Für die Strecke von 750 Kilometern bis zum Südpol hat Eric ein Zeitfenster von maximal drei Wochen eingeplant. Wenn die Wetterverhältnisse es zulassen, will er anschließend auch wieder vom Pol zurückfahren. „Überraschenderweise ist das Gelände in der Antarktis ganz gut für eine Fahrradtour geeignet, weil der Schnee dicht und hart ist“, sagt Eric. „Stürme können jedoch für große Schneeverfrachtungen sorgen, in Kuhlen kann sich Pulverschnee sammeln.“ Whiteouts, also Null-Sicht-Verhältnisse, sowie Gletscherspalten und Windgangeln seien weitere mögliche Hindernisse.

Nur mit einer Bremse 

Viel Spezielles an und auf dem Rad

Eric fährt das wohl fetteste Geländerad, das auf dem Markt erhältlich ist, den „Moonlander“:  ein Rahmen aus Spezialstahl, der leicht, aber stabil ist; zehn Zentimeter breite Felgen; 4,7 Zoll, also knapp zwölf Zentimeter breite Reifen. Sein auf das Nötigste reduziertes Gepäck verstaut Eric in sehr leichten Spezialtaschen. Zur Ausrüstung gehört natürlich auch Reparaturmaterial. „Für alles was nach meiner Einschätzung kaputt gehen könnte, nehme ich Ersatzteile mit: Kettenglieder, Schlauch, Mantel, Pedale, Brems- und Schaltzüge.“ Am meisten Sorgen machen Eric die Radteile, die geschmiert werden müssen. Aus diesem Grund werde er auch nur die Scheibenbremse vorne benutzen, sagt der Abenteurer. Die Gefahr, dass er dann einen Abflug über den Lenker macht, bestehe nicht, „weil ich voraussichtlich nur acht bis zehn Stundenkilometer schnell fahren werde“. Da herkömmliche Fette auf die extreme Kälte von durchschnittlich minus 35 Grad reagieren, ersetzt Eric sie – etwa in der Radnabe – durch ein leichtes, synthetisches Schmieröl.

Drei Pole in einem Jahr 

Eric auf dem Gipfel des Everest

Der Mann ist ein alter Polarfuchs. 2006 gelang Eric Larsen mit seinem Landsmann Lonnie Dupre auf Skiern, mit Schlitten und im Spezialkanu die erste erfolgreiche Sommerexpedition zum Nordpol. 2010 war Eric der erste Abenteurer, der innerhalb eines Jahres alle „drei Pole“ erreichte: im Januar nach 47 Tagen auf dem Eis den Südpol, im April nach 51 Tagen den Nordpol und im Oktober – mit Flaschensauerstoff – den Gipfel des Mount Everest. Sein Projekt damals stand unter dem Motto „Rettet die Pole“. Auch mit seiner aktuellen Expedition „Cycle South“ will Eric eine Botschaft transportieren: „Ich will zeigen, wie vielseitig Menschen Fahrräder nutzen können, um die Umwelt zu schützen und dabei gleichzeitig die eigene Lebensqualität zu steigern.“

P.S. Hier könnt Ihr Erics im doppelten Wortsinn coole Expedition verfolgen. Und für alle, denen das zu aufwändig ist: Ich bin ja auch noch da. 😉

Datum

15. Dezember 2012 | 16:38

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