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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Brice: Everest ist der ‚versteckte Riese’ Nepals

Russell Brice

Russell Brice hat dieser Tage viel um die Ohren. Bereits zum 18. Mal leitet der 60 Jahre alte Neuseeländer eine kommerzielle Expedition zum Mount Everest. Evelyne Binsack ist die bekannteste Teilnehmerin unter den zehn Kunden von Himalayan Experience, die in diesem Jahr den höchsten Berg der Erde besteigen wollen. 2001 war sie die erste Frau aus der Schweiz auf dem Everest, damals stieg sie über die tibetische Nordseite auf. Diesmal will es die 45-Jährige von der Südseite aus versuchen und dabei einen Dokumentarfilm drehen.

Als Expeditionschef betreut Russell im Basislager unterhalb des Khumbu-Eisbruchs auch sechs Bergsteiger, die sich den Achttausender Lhotse vorgenommen haben, sowie vier Bergsteigerinnen, deren Ziel des 7861 Meter hohen Nuptse ist. Zu diesem Frauen-Team gehört auch die deutsche Journalistin und Bergsteigerin Billi Bierling. Obwohl Russell nach eigenen Worten „sehr beschäftigt“ ist, hat er sich die Zeit genommen, mir seine Gedanken zum 60-Jahr-Jubiläum der Erstbesteigung des Mount Everest zu schicken. 

Hillary eine „Führungspersönlichkeit mit Weitblick“ 

„Nepal ist ein extrem armes Land, aber glücklicherweise hat es den ‚versteckten Riesen’ Everest“, schreibt Russell. „Diese eine bedeutende Besonderheit Nepals ist praktisch für alle touristischen Einkünfte des Landes verantwortlich, ob direkt oder indirekt.“ Sir Edmund Hillary, der mit dem Sherpa Tenzing Norgay 1953 den Everest erstmals bestieg, habe sich „als große Führungspersönlichkeit mit Weitblick erwiesen“. Er habe seinen Ruhm genutzt, um der einheimischen Bevölkerung Nepals zu helfen. „Wir können sehr leicht außerhalb von Nepal sitzen und tolle eigene Ideen zum Everest haben. Aber es ist viel schwieriger, einen wirklich bedeutsamen Beitrag für die einheimische Bevölkerung zu leisten“, findet Brice. „Ich hoffe, dass der Everest eine Einkommensquelle für die armen Menschen Nepals bleibt, auf eine respektvolle Weise.“ (Seine Äußerungen findet ihr ungekürzt auf den beiden Everest-60-Pinnwänden auf der rechten Seite des Blogs). 

Genug Platz für alle 

Gründete 1996 Himalayan Experience

Als Anbieter kommerzieller Expeditionen sieht Russell den großen Auflauf von Bergsteigern auf den Normalrouten verständlicherweise weniger problematisch als andere. „Das können wir als Veranstalter miteinander regeln“, schrieb er mir bereits im Februar. Jetzt verweist Brice darauf, dass es am Everest auch für Bergsteiger, die im Alpinstil klettern wollten, reichlich Platz gebe. „Aber ich sehe nicht viele Teams oder auch Einzelne, die sich diesen Herausforderungen stellen. Es gibt immer noch neue Routen am Everest zu entdecken und die eine oder andere schon bestehende bis zum Gipfel zu vollenden.“

Russell ermahnt Bergsteiger und Medien zu Respekt vor dem Mount Everest. Er wünsche sich für die Zukunft auch, dass die Bergsteiger zu ihrer Leidenschaft stünden, statt sich damit entschuldigen zu müssen, „der Älteste, Jüngste, Schnellste oder was auch immer zu sein. Jede Besteigung ist eine beachtliche Leistung.“ Von den Medien erwartet der Neuseeländer, dass sie „den Berg respektieren anstatt ihn als Vorwand für wilde Geschichten zu nehmen, um ihre Publikationen zu verkaufen“.

Datum

5. April 2013 | 15:33

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