Smalltalk mit Prinz Philip
Fast hätte ich nicht nur Prinz Philip, sondern auch der Queen die Hand geschüttelt. Sie steht einen Meter vor mir. Ein Kanadier, der sich dazwischen drängt, verhindert den Kontakt. Dann ist die 86-Jährige in ihrem lila Kostüm schon weiter gezogen. Schade. Ich wollte sie doch eigentlich fragen, ob sie auch heute noch ein besonderes Verhältnis zum Mount Everest habe. Schließlich erreichte die Nachricht, dass zwei Mitglieder einer britischen Expedition am 29. Mai 1953 erstmals den höchsten Berg der Erde bestiegen hatten, pünktlich zu den Krönungsfeiern von Elizabeth II. die britische Hauptstadt London. Kein Wunder also , dass die Queen es sich jetzt nicht nehmen lässt, zur offiziellen 60-Jahr-Jubiläumfeier in der Royal Geographical Society zu erscheinen.
Britische Everest-Helden
Die Anweisung der Veranstalter ist eindeutig: „Wenn die Königin und Prinz Philip erscheinen, erheben Sie sich bitte von ihren Plätzen! Warten Sie, bis sich die beiden gesetzt haben, dann nehmen auch Sie wieder Platz!“ Den größten Teil der Veranstaltung verpassen die beiden Royals. Einige legendäre britische Everest-Besteiger teilen sich die Aufgabe, die Geschichte der Erstbesteigung durch den Neuseeländer Edmund Hillary und den Sherpa Tenzing Norgay nachzuerzählen: Sir Chris Bonington, der 1975 die Expedition zur steilen Südwestwand geleitet hatte; Doug Scott, der das Unternehmen zusammen mit Dougal Haston erfolgreich abschloss; Stephen Venables, der 1988 als erster Brite den Everest ohne Flaschensauerstoff bestieg, über eine neue Route in der äußerst gefährlichen Ostwand; Rebecca Stephens, 1993 die erste britische Frau auf dem höchsten Berg der Erde.
Den Sherpas etwas zurückgegeben
Anschließend erzählen die beiden Söhne der Erstbesteiger, Jamling Tenzing Norgay und Peter Hillary, von ihren berühmten Vätern. „Sie waren wirkliche Helden“, sagt der 48 Jahre alte Jamling, der 1996 den Everest bestieg und damit in die Fußstapfen seines Vaters trat. „Sie waren Ikonen der Hoffnung für Millionen von Menschen. Und das war erst der Anfang.“ Sein Vater und Edmund Hillary hätten ihren Ruhm bis zu ihrem Tod genutzt, um die Sherpas in Nepal zu unterstützen. „Er fühlte ein großes Verlangen, den Menschen zu helfen und ihnen etwas zurückzugeben“, erinnert sich der zweimalige Everest-Besteiger Peter Hillary, dessen Vater Sir Edmund 1960 den Himalayan Trust gründete. Die Stiftung baute für die Sherpas Schulen, Krankenhäuser, Minikraftwerke, Brücken.
„Verdammt gute Queen“
Der Vortrag liegt exakt in der anvisierten Zeit. Als sich alle erheben, um die Queen und ihren Ehemann zu begrüßen, ist Jan Morris an der Reihe. Sie erzählt, wie sie – damals noch ein Mann mit Vornamen James – als Reporter der „Times“ dafür sorgte, dass die verschlüsselte Exklusiv-Nachricht über die erfolgreiche Erstbesteigung des Mount Everest rechtzeitig in London ankam. „Es war das nationale Krönungsgeschenk für Elizabeth II.“, sagt die 87-Jährige und fügt mit einem Grinsen hinzu: „Im Gegenzug war sie dann eine verdammt gute Queen..“ Gelächter im Saal. Die Königin und Prinz Philip sehe ich nur von hinten. Aber ich würde darauf wetten, dass auch sie sich ein royal zurückhaltendes Lächeln nicht verkneifen können.
Wo sind da die Berge?
Beim anschließenden Empfang, zu dem ich als Mitglied der deutschen Sektion der Hillary-Stiftung eingeladen bin, darf ich dem Herzog von Edinburgh die Hand schütteln. „Sind Sie Bergsteiger?“, fragt mich der 91 Jahre alte Gatte der Queen. „Journalist und Bergsteiger“, antworte ich. „Ich war schon einmal über 7000 Metern.“ Damit habe ich offenbar seine Neugier geweckt: „Wo leben Sie denn?“ „In Köln.“ Prinz Philip grinst: „Und wo sind da die Berge?“ „Weit weg“, sage ich und entlocke ihm ein weiteres Lächeln. Er wendet sich dem nächsten Gast zu. Aber vielleicht hat er es ja seiner Frau abends im Bett erzählt.
P.S. Nur der Hoffotograf durfte die Royals fotografieren, ich nicht. 🙁