More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Schuldig oder Sündenbock?

Broad Peak

Der polnische Bergsteigerverband (PZA) hat seinen Abschlussbericht über das Drama nach der ersten Winterbesteigung des Achttausenders Broad Peak im vergangenen März vorgelegt. Darin werden schwere Vorwürfe gegen die beiden überlebenden Bergsteiger Adam Bielecki und Artur Malek erhoben. Nach Ansicht des Verbands hätten sich die beiden nach Erreichen des Gipfels nicht von ihren Gefährten Maciej Berbeka und Tomasz Kowalski trennen dürfen. Dass sie zudem bewusst in Kauf genommen hätten, den Blickkontakt zu Berbeka und Kowalski zu verlieren, sei ein „grundlegender Fehler und ein Verstoß gegen die alpinistische Ethik“ gewesen, heißt es in dem PZA-Bericht. Der 58 Jahre alte Berbeka und der 27 Jahre alte Kowalski waren erst für vermisst und später für tot erklärt worden. Polnische Bergsteiger fanden im Juli die Leiche Kowalskis auf einer Höhe von 8000 Metern und bestatteten sie dort unter Steinen. Berbeka bleibt verschollen.

Keine Umkehrzeit vereinbart

Der polnische Verband bemängelt, dass der Gipfelangriff unzureichend vorbereitet gewesen sei. Die Bergsteiger hätten weder über die richtige Taktik diskutiert, noch eine Umkehrzeit vereinbart. Bielecki hatte den höchsten Punkt erst um 17.20 Uhr erreicht, die anderen noch später. Bei Einbruch der Nacht waren die Temperaturen auf minus 30 Grad Celsius und darunter gefallen.

Am Rande der Panik

Expeditionsleiter Wielicki

Adam Bielecki sieht sich in der Rolle des Prügelknaben. „Ja, ich bin vorausgelaufen, weil ich Angst hatte“, räumt Adam Bielecki in einem Interview ein. „Ich war am Rande der Panik und kämpfte um mein Leben.“ Fairerweise müsse das in die Beurteilung mit einbezogen werden, meint Expeditionsleiter Krzysztof Wielicki. Helden ließen sich nicht mit Gewalt schaffen: „Es stellt sich die Frage: Was ist besser? Als ein Feigling leben oder ein Held sein und sterben?“ In dem Bericht des Bergsteigerverbands wird Bielecki vorgeworfen, seine Gefährten nicht darüber informiert zu haben, dass er alleine absteigen wolle.

Keine Kritik an Wielicki

Dagegen wird Artur Malek dafür gelobt, dass er in Lager vier auf 7400 Metern ausgeharrt habe, um auf die beiden Vermissten zu warten. Weitgehend ungeschoren kommt Expeditionsleiter Wielicki davon. Die Rettungsaktion, die er im Basislager für Kowalski und Berbeka eingeleitet habe, sei angemessen gewesen, heißt es.

Datum

23. September 2013 | 18:12

Teilen