Alpine Mentoren
„Ausbildung ist der beste Reiseproviant für die Reise zum hohen Alter“, hat schon der alte Aristoteles gewusst. Dass der Philosoph als Felskletterer die Klippen der Ägäis unsicher gemacht hätte, wäre neu. Aber sein weiser Spruch gilt auch für Bergsteiger und Kletterer: Wer gut ausgebildet ist, lebt länger. Steve House, der Topkletterer aus den USA, hat sich nach einem Sturz 2010, der ihn fast das Leben gekostet hätte, der Ausbildung junger, talentierter Kletterer verschrieben. Er gründete die gemeinnützige Organisation „Alpine Mentors“, um – so Steve – „dem Klettern etwas zurückzugeben und der heutigen Kletterjugend ein Mittel an die Hand zu geben, dass ich nicht hatte“. Der 43-Jährige hat internationale Topkletterer als Mentoren gewonnen, die bereit sind, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten am Berg an die nächste Generation weiterzugeben. Mit am Seil sind dieser Tage auch die deutschen Spitzenbergsteiger Ines Papert und David Göttler.
„Die flippen bei einer Spalte aus!“
Bei einem zweiwöchigen Trainingslager in Fels, Schnee und Eis rund um den Mont Blanc bilden die beiden deutschen Spitzenbergsteiger gemeinsam mit Steve House das Trainerteam für vier Nachwuchstalente. David Göttler schwärmt via Facebook von „super Verhältnissen“ und „ungewöhnlicher Einsamkeit im ganzen Gebiet“. Der 35-Jährige, der bereits fünf Achttausender bestiegen hat, kann sich einen kleinen Seitenhieb auf die jungen Kollegen nicht verkneifen – mit einem Augenzwinkern: „(Ich) hatte Spaß mit der Truppe und finde es unglaublich, dass die teilweise in neun Stunden die „Nose“ (legendäre Kletterroute am Granitfelsen El Capitan im Yosemite-Nationalpark) hochmachen und bei einer Spalte am Gletscher ausflippen!“
DAV-Frauen-Expedkader in Indien
David ist ein erfahrener Ausbilder. Von 2010 bis 2012 trainierte er die Jungs des Expedkaders des Deutschen Alpenvereins und führte sie zum Abschluss zur Erstbesteigung eines bis dahin noch namenlosen, fast 6000 Meter hohen Bergs im Westen Tibets. Auch den nächsten Kurs über zweieinhalb Jahre wird Göttler betreuen. Derzeit ist das erste reine DAV-Frauen-Team auf Abschlussexpedition in Indien. Unter der Leitung ihrer Trainerin Dörte Pietron klettern sechs junge Bergsteigerinnen schwierige Routen an den Fünftausendern im Satling Valley. Eine vorbildliche Ausbildung, ganz im Sinne von Aristoteles, auch wenn der möglicherweise ein Klettermuffel war.