Weniger Expeditionen, weniger Geld
Nepal sieht seine Bergfelle davonschwimmen. „Die Regierung muss Maßnahmen ergreifen, um einen Wettbewerbsvorteil zu erreichen“, fordern die Autoren eines Berichts, den laut der Zeitung „Himalayan Times“ das Tourismusministerium in Kathmandu vorlegte. Die Nachbarländer hätten aggressive Werbekampagnen gestartet, um mehr Bergsteiger anzulocken. So habe Indien im vergangenen September bei den Gebühren für Besteigungen 50 Prozent Rabatt angeboten. Pakistan verlange nur noch Geld für Berge, die höher als 6500 Meter sind. In Nepal werden schon für deutlich niedrigere Berge Gebühren fällig, etwa für den beliebten, 5550 Meter hohen Trekkinggipfel Chhukung Ri im Khumbu-Gebiet.
Visa-Anträge für Nepal jetzt auch online
Im vergangenen Jahr kamen 298 Expeditionen nach Nepal, zwölf weniger als 2012. Die Einnahmen aus den Besteigungsgebühren sanken um gut sieben Prozent auf 3,91 Millionen US-Dollar. Ang Tshering Sherpa, langjähriger Präsident des Nepalesischen Bergsteigerverbands, sieht die Ursache dafür in den Parlamentswahlen vom vergangenen November. Die Expeditionsveranstalter, so Ang Tshering, fürchteten im Umfeld von Wahlen in einigen Staaten Asiens Streiks oder sogar Gewalt, was dazu führen könnte, dass ihre Kunden tagelang festsäßen. Einen ersten Schritt in Sachen Kundenfreundlichkeit hat die Regierung in Kathmandu bereits gemacht. Touristen können Visa für Nepal jetzt auch online zu beantragen.
Everest lässt die Kassen klingeln
Wie sehr das Land von Expeditionen zum Mount Everest abhängt, belegen die Zahlen von 2013. Danach machten die Genehmigungsgebühren für den höchsten Berg der Erde 80 Prozent der Einnahmen aus. Auf Platz zwei und drei lagen mit riesigem Abstand die Achttausender Lhotse (4,5 Prozent) und Manaslu (4,2 Prozent). Bei der überragenden Bedeutung des Everest verwundert es kaum, dass die Diskussionen in Nepal über neue, schärfere Regeln für die Bergsteiger seit Jahren im Sande verlaufen.
Ein Sechstausender vor dem Everest
So wird sich nach den Worten von Ang Tshering Sherpa in diesem Jahr für ausländische Everest-Anwärter kaum etwas ändern. Sie müssten lediglich Rekordversuche vorher vom Tourismusministerium genehmigen lassen. Das habe jedenfalls eine Kommission, der er angehöre, der Regierung empfohlen, sagte Ang Tshering kürzlich in einem Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die Kommission habe außerdem vorgeschlagen, dass Bergsteiger aus Nepal mindestens einen Sechstausender bestiegen haben müssten, bevor sie eine Genehmigung für den Mount Everest erhielten. In den vergangenen Jahren hatte es Klagen über einige Sherpas am Everest gegeben, die nicht über ausreichende Erfahrung als Bergsteiger verfügten.