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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Caldwell und Jorgeson „befreien“ die Dawn Wall

Am Ziel! Caldwell (l.) und Jorgeson

Am Ziel! Caldwell (l.) und Jorgeson

Ein Meilenstein im Granit des El Capitan im Yosemite-Nationalpark! Die US-Kletterer Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson haben erstmals die extrem schwierige, rund 900 Meter hohe „Dawn Wall“ frei durchklettert, also bloß mit Händen und Füßen. Technische Hilfsmittel wie Seile, Haken oder Klemmkeile nutzten sie nur, um sich zu sichern. Nach 19 Tagen in der Wand erreichten der 36 Jahre alte Caldwell und der 30-jährige Jorgeson den Ausstieg und schrieben damit Klettergeschichte.

Nur neun Finger

„Ich hoffe, es inspiriert Menschen dazu, ihre eigene Dawn Wall zu finden und sie eines Tages zu meistern“, sagte Jorgeson der New York Times. „Wir haben sehr lange und zielstrebig an diesem Projekt gearbeitet.“ Mehr als sieben Jahre hatten sich die beiden darauf vorbereitet, ihre Traumroute frei kletternd zu meistern. Allein für den 15. von 32 Kletterabschnitten brauchte Kevin jetzt – wie berichtet – sieben Tage, um nach elf Versuchen endlich sturzfrei durchzukommen. „Die meisten denken wohl, dass wir da draußen ständig nach Nervenkitzel und Adrenalinstößen suchen. Aber so sind wir nicht“, sagt Caldwell. „Ich träume einfach gerne in großem Stil und liebe es, Wege zu finden, um selbst ein Entdecker zu werden.“ Tommy klettert mit nur neun vollständigen Fingern. 2001 hatte er sich versehentlich mit einer Tischkreissäge den oberen Teil des Zeigefingers abgetrennt.

Alexander Huber: „Großartige Leistung“

Alexander Huber

Alexander Huber

„Die Presse benutzt gerne Begriffe wie ‚the climb of the century‘“, gibt der deutsche Topkletterer Alexander Huber zu bedenken, den ich gebeten habe, die Leistung der beiden US-Kletterer in der „Dawn Wall“ zu bewerten. „Wir können natürlich nicht wissen, was alles noch in den verbleibenden 85 Jahren kommt, deswegen ist nüchtern betrachtet der Begriff pressetechnisch überzogen.“ Dennoch ist auch der jüngere der beiden Huberbuam begeistert. „Die Route ist mit Sicherheit die schwierigste alpine Felsroute weltweit. In dieser Hinsicht gibt’s nur eines zu sagen: Hut ab, großartige Leistung!“, sagt der 46-Jährige.

1970 hatten sich der legendäre Warren Harding und Dean Caldwell (nicht verwandt mit Tommy) die Wand in 27 Tagen „hinaufgenagelt“. Harding und Caldwell setzten damals mehr als 300 Haken, was ihnen in der Kletterszene auch einige Kritik eintrug.

Datum

15. Januar 2015 | 11:39

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