Alex Megos: „Ich lebe meinen Traum“
Es gibt Menschen, die scheinen das Gravitationsgesetz aushebeln zu können. Alex Megos gehört dazu. Der 25 Jahre alte Franke aus der Stadt Erlangen gehört zu den besten Sportkletterern der Welt. Mit 19 meisterte er im spanischen Klettergebiet Siurana als Erster weltweit „onsight“ eine Route im französischen Klettergrad 9a, was nach der klassischen Schwierigkeitsskala dem elften Grad entspricht. Zum Vergleich: Reinhold Messner kletterte in seinen besten Tagen den siebten Grad. Onsight bedeutet, dass Alex einfach drauflos kletterte, ohne sich vorher irgendwelche Informationen über die Route besorgt zu haben. Dieser Coup öffnete ihm das Tor zum Profiklettern. In diesem Frühjahr ließ Megos ein weiteres Glanzlicht folgen: Ihm gelang im Klettergebiet Margalef im Nordosten Spaniens die Erstbegehung der Route „Perfecto Mundo“ (s. Video unten von einem seiner gescheiterten Versuche), seine erste 9b+ (nach alter Lesart im unteren zwölften Grad). Eine einzige Route weltweit wird derzeit überhaupt als noch schwieriger gewertet.
Ich habe Alex Megos beim 10. International Mountain Summit (IMS) in Brixen in Südtirol getroffen, wo sich seit Jahren die Großen der Bergszene die Klinke in die Hand geben.
Alex, du bist einer von erst drei Kletterern weltweit, die eine Route im Schwierigkeitskeitsgrad 9b+ geklettert sind. Du bist also ganz vorne mit dabei. Wie fühlt sich das an?
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Kletterlegende Jeff Lowe ist tot
“Die Kletterei wird schon gutgehen. Mach dich vom Seil frei. Es lenkt dich nur ab“, sagte Jeff Lowe einmal. Er war ein kompromissloser Kletterer. Lowe liebte es, alleine oder in kleinen Teams auf extremen Routen unterwegs zu sein. Mehr als 1000 Erstbegehungen gelangen dem US-Amerikaner in seiner Karriere. Jeff erblickte das Licht der (Berg-)Welt 1950 in Ogden im US-Bundesstaat Utah, als viertes von acht Kindern. Als er vier Jahre alt war, nahm ihn sein Vater zum Skifahren mit, zwei Jahre später auch zum Klettern. Die Familie war bergsportbegeistert. Mit 14 kletterte Jeff seine erste Neuroute am Mount Ogden – solo. Häufig war er mit seinen Brüdern Greg und Mike sowie seinem Cousin George Henry Lowe unterwegs.
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Honnold: „Die größte Inspiration meines Lebens“
Spätestens seit heute weiß Alex Honnold, was das Gegenteil von einem Free Solo ist: der „Press Walk“ des International Mountain Summit. Der 32-Jährige kann sich weder frei bewegen, noch ist er allein. Rund 60 Reporter, Kameraleute und Fotografen wuseln an der Plose, dem Hausberg von Brixen, um den Topkletterer aus den USA herum. „Crazy“, entfährt es dem 32-Jährigen. Spätestens seit dem 3. Juni ist der Name Honnold nicht mehr nur unter Insidern, sondern weltweit in aller Munde. An jenem Tag stieß er in eine neue Dimension vor: Alex kletterte als Erster free solo, also im Alleingang und ohne Seilsicherung, in nur vier Stunden durch die 900 Meter hohe Granitwand des legendären El Capitan im Yosemite-Nationalpark in den USA – auf der Route „Freerider“, die 1995 von Alexander Huber eröffnet und 1998 von ihm und seinem Bruder Thomas erstmals frei geklettert worden war. Zum Vergleich: Die Huberbuam hatten damals – mit Seilsicherung – mehr als 15 Stunden für ihren Aufstieg gebraucht.
Moderner Nomade
Alex Honnold entspricht so gar nicht dem Klischee eines Extremkletterers. Er trägt die Haare kurz, trinkt keinen Alkohol, raucht nicht und ernährt sich vegetarisch. Seit vielen Jahren lebt er wie ein moderner Nomade, ganz bescheiden in einem Wohnmobil, mit dem er von Felswand zu Felswand fährt. Seit fünf Jahren unterstützt er mit seiner Stiftung Umweltschutzprojekte in aller Welt.
Schon während des Aufstiegs zur Rossalm, wo die Macher des IMS eine Pressekonferenz mit Honnold angesetzt haben, gelingt es mir, Alex ein paar Fragen zu stellen – getreu dem Motto „Walk and talk“. 😉
Alexander und Thomas Huber und auch Tommy Caldwell haben dein Free Solo am El Capitan mit der ersten Mondlandung verglichen. Wie hast du selbst deinen Erfolg empfunden?
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Hayden Kennedy ist tot
Was für ein tragisches Ende eines der besten Kletterer der Welt. Der US-Amerikaner Hayden Kennedy hat sich im Alter von 27 Jahren das Leben genommen. Hayden war am Samstag mit seiner Lebensgefährtin Inge Perkins, wie Kennedy eine erfahrene Kletterin und Skifahrerin, zu einer Skitour am Imp Peak im US-Bundesstaat Montana aufgebrochen. Dabei gerieten sie in eine Lawine. Perkins wurde von den Schneemassen verschüttet, die 23-Jährige konnte von Rettungskräften nur noch tot geborgen werden. Kennedy, der nur teilweise im Schnee steckte, überlebte. Am Sonntag beging er Selbstmord.
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Wenn das Kopftuch einfach nur stört
Donald Trump steht zwischen ihr und dem El Capitan. Zu gerne würde Nasim Eshqi auch einmal an den legendären Granitwänden im Yosemite-Nationalpark klettern, doch der US-Präsident hat bekanntlich ein Einreiseverbot für Iraner verfügt. Die 35-Jährige aus Teheran nimmt es mit Humor. „Ich meine, er ist doch der Unglückliche, wenn ich nicht da bin“, sagt Nasim und lacht. Die Kletterin entspricht schon äußerlich so gar nicht dem westlichen Klischee einer iranischen Frau: Schulterfreies T-Shirt, Sonnenbrille, kein Kopftuch. Und sie sagt, was sie denkt. „Die traditionelle Kultur im Iran akzeptiert mich oder andere Mädchen, die so sind wie ich, nicht als echte Frauen, die man heiraten oder mit denen man zusammen sein möchte“, erzählt Nasim. „Aber das war für mich von Beginn an okay. Ich habe überall auf der Welt Freunde, die mich mental unterstützen.“
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Sharma: „Ich bin eher ein Strandmensch“
Eigentlich empfiehlt es sich, zurückhaltend mit Superlativen umzugehen. Doch dass Chris Sharma seit vielen Jahren zu den besten Felskletterern der Welt gehört, ist unumstritten. Der 35 Jahre alte US-Amerikaner und der 24 Jahre alte Tscheche Adam Ondra sind bisher die einzigen Kletterer, die eine Route im Schwierigkeitsgrad 9 b+ (nach französischer Skala) gemeistert haben – teilweise extrem überhängend, eigentlich unmöglich zu klettern. Derzeit das Maß aller Dinge. Chris lebt mit seiner Frau Jimena Alarcon und der gemeinsamen kleinen Tochter Alana in Barcelona.
Chris, du klettert schon seit so vielen Jahren auf höchstem Niveau. Glaubst du, dass du es eines Tages leid wirst?
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Royal Robbins ist tot
Einer der großen Fels-Kletterpioniere ist nicht mehr: Royal Robbins starb gestern in Modesto in Kalifornien nach langer Krankheit im Alter von 82 Jahren. „Mein Vater stand vor großen Herausforderungen, bei seinem Klettern, Schreiben, im Beruf, in seiner Rolle als Vater und Ehemann und später im Leben bei seiner schweren Krankheit“, sagte seine Tochter Tamara Robbins. „Egal wobei, er zeigte sich der Situation gewachsen, indem er die Herausforderung mit Würde und Demut annahm. Dafür ist er mein Held.“ Robbins hatte in den späten 1950er und 60er Jahren Maßstäbe im Bigwall-Klettern gesetzt.
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Bubendorfer schwer verunglückt
Der österreichische Extrembergsteiger Thomas Bubendorfer ist beim Eisklettern in den italienischen Dolomiten zehn Meter tief abgestürzt und dabei lebensgefährlich verletzt worden. Nach italienischen Medienberichten hat sich der Zustand des 54-Jährigen inzwischen leicht gebessert, ist aber immer noch kritisch. Das Unglück hatte sich am Mittwoch ereignet. Bubendorfer war mit einem Partner an einem Wasserfall in der Schlucht Serrai di Sottoguda an der Marmolada unterwegs, einem beliebten Eisklettergebiet. Aus noch ungeklärter Ursache stürzte er ab und landete in einem Bachbett.
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Roter Teppich für Jeff Lowe
Thomas Huber strahlt pure Lebensfreude aus. „Es geht mir so gut wie lange nicht mehr“, erzählt mir der 50 Jahre alte deutsche Topkletterer, als wir uns auf der Sportartikelmesse ISPO in München über den Weg laufen. Am 30. Dezember hatte der ältere der beiden Huberbuam für ein weiteres Glanzlicht seiner Karriere gesorgt: Mit den Schweizern Stephan Siegrist und Roger Schaeli gelang Thomas die erste Wiederholung der legendären Route „Metanoia“ mitten durch die Eiger-Nordwand: „Wie kann ein Jahr besser aufhören? Ich habe genau diesen Flow jetzt mitgenommen“, schwärmt Huber.
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Glowacz: „Wegducken bedeutet akzeptieren”
Bergsteiger und Kletterer reisen. Häufig und wie selbstverständlich. Schließlich kommen die Berge nicht zu ihnen. Gerade deshalb sollte es eigentlich auch selbstverständlich sein, dass Bergsportler ihre Stimme erheben, wenn die Reisefreiheit eingeschränkt oder sogar aufgehoben wird – wie jetzt durch US-Präsident Donald Trump für Menschen aus Syrien, Iran, Irak, Sudan, Somalia, Libyen und Jemen. Bisher ist der große Aufschrei der Szene noch ausgeblieben. Liegt es vielleicht daran, dass in diesen Ländern – mit Ausnahme Irans – die Zahl der Bergsteiger und Kletterer überschaubar ist? Oder dass jene Staaten (noch) nicht zu den bevorzugten Reisezielen der Bergfreunde zählen? Immerhin hat jetzt der deutsche Spitzenkletterer Stefan Glowacz Klartext geredet.
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Ondras „Dawn Wall“-Coup: „Genial“
Was für ein Teufelskerl! Adam Ondra hat die Route „Dawn Wall“ im Granit des El Capitan in nur acht Tagen frei geklettert, sich also bloß mit Händen und Füßen durch die meist senkrechte, teilweise überhängende Wand bewegt und technische Hilfmittel wie Seile oder Klemmkeile nur genutzt, um sich zu sichern. Dem 23 Jahre alten Tschechen gelang damit die erst zweite freie Begehung der Felsroute, die als die schwierigste der Welt gilt. Anfang 2015 hatten die beiden US-Amerikaner Tommy Caldwell und Kevin Jorgeson die „Dawn Wall“ nach 19 Tagen in der rund 900 Meter hohen Wand erstmals „befreit“, ein Meilenstein der Klettergeschichte. Mehr als sieben Jahre hatten sie sich darauf vorbereitet. Ondra hielt sich gerade einmal zweieinhalb Wochen am El Capitan im Yosemite-Nationalpark auf. „Total krass“ findet Kevin Jorgeson den Erfolg des jungen Tschechen: „Für Tommy und mich stellte sich die Frage, ob es überhaupt möglich ist. Wir ließen viel Raum, um den Stil zu verbessern und Adam machte genau das! Super beeindruckend ist, dass er sich so schnell an den einzigartigen Stil der ‚Dawn Wall‘ anpassen und so viele komplexe Passagen so schnell meistern konnte.“ Auch die deutsche Kletterszene ist begeistert.
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Sportkletterer Halenke: „Olympia als Türöffner“
Die Olympische Flagge ist schon da, die Kletterer kommen in vier Jahren. Heute präsentierte Gouverneurin Yuriko Koiki am Tokioter Flughafen Haneda die Flagge mit den Olympischen Ringen, die ihr der Bürgermeister von Rio bei der Abschlussfeier der dortigen Spiele übergeben hatte. Erstmals werden 2020 in Tokio auch Sportkletterer ganz offiziell um Medaillen wetteifern (eine Woche vor den Winterspielen 1992 in Albertville gab es schon einmal einen Demonstrationswettbewerb, den Stefan Glowacz gewann). „Als Wettkampfkletterer begrüße ich diese Entwicklung natürlich grundsätzlich!“, sagt Sebastian Halenke mit Blick auf die Olympia-Premiere. „Bis jetzt ist das Klettern als Wettkampfsport noch kaum medienpräsent und selbst innerhalb der Kletterszenerie wird über die Wettkämpfe oft nur sehr spartanisch berichtet.“ Der 21-Jährige aus Baden-Württemberg, dessen Markenzeichen sein roter Irokesenschnitt ist, gehört im Weltcup zu den Top Ten in der Disziplin Lead, also im Vorstiegs- oder auch Schwierigkeitsklettern. Dabei müssen die Kletterer nach kurzer Ansicht eine Route innerhalb eines Zeitlimits möglichst weit sturzfrei klettern.
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Sportklettern wird olympisch – Freude und Bedenken
Noch habe ich keine olympischen Ringe unter den Augen. Aber das wird sich in den nächsten zwei Wochen wegen der Zeitverschiebung zwischen Rio de Janeiro und hier sicher ändern. Wenn dann in vier Jahren in Tokio die nächsten Sommerspiele in anderer Zeitzone anstehen, gibt es einen zusätzlichen Grund, die täglichen Gewohnheiten zu ändern: Sportklettern wird 2020 olympisch. Das hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) beschlossen. „Ich finde es voll klasse“, sagt mir der deutsche Topkletterer Thomas Huber. „Wir müssen offen dafür sein. Das Sportklettern hat es sich wirklich verdient, ins olympische Programm aufgenommen zu werden, weil sich der Wettkampf positiv weiterentwickelt hat.“ Die Entscheidung des IOC könne für junge Menschen Signalwirkung haben.
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Thomas Huber: „Danke, dass ich leben darf!“
Rund 1,8 Sekunden. So lange dauerte der 16-Meter-Sturz Thomas Hubers aus einer Felswand am Brendlberg im Berchtesgadener Land – heute vor zwei Wochen. Wie berichtet, war der 49 Jahre alte deutsche Top-Kletterer, der ältere der beiden „Huberbuam“, auf weichem Waldboden gelandet. Wie sich später herausstellte, hatte sich Thomas einen Schädelbruch zugezogen und musste sofort operiert werden. Die beruhigende Prognose der Ärzte hinterher: keine bleibenden Schäden. Inzwischen hat Thomas das Krankenhaus verlassen und erholt sich zu Hause. Ich habe mit ihm telefoniert.
Thomas, das Wichtigste zuerst: Wie geht es dir?
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Thomas Huber auf dem Weg der Besserung
„Es geht mir schon wieder ziemlich gut“, schreibt mir Thomas Huber aus dem Krankenhaus in Traunstein. Wenn das keine gute Nachricht ist! Schließlich war der 49 Jahre alte deutsche Topkletterer – wie gestern berichtet – am Dienstag zwölf Meter tief aus einer Felswand am Brendlberg nahe Scheffau gestürzt. Der Unfall geschah laut dem Internetportal bgland24.de beim Abseilen. Als Thomas sich, auf einem Felsabsatz stehend, aus der Sicherung ausgeklinkt habe, um ein weiteres Seil aufnehmen zu können, habe er das Gleichgewicht verloren. Das hätte böse ausgehen können. „1000 Schutzengeln“ (Thomas) und seinem Instinkt dürfte es der Kletterer zu verdanken haben, dass ihm nichts Schlimmeres passierte.
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