Der Best-Ager ist wieder unterwegs
Wenn jemand ein „Best Ager“ unter den Bergsteigern ist, dann Carlos Soria. Der Spanier legte jenseits der 50 erst richtig los. Mit 51 Jahren bestieg Carlos den Nanga Parbat, seinen ersten Achttausender. Inzwischen ist er 76 (!) Jahre alt und hat elf der 14 höchsten Berge der Welt auf seinem Konto. Dieser Senior ist einfach nicht zu bremsen. Wenn alles so läuft, wie er sich das vorstellt, könnte Soria spätestens im Frühjahr 2016 als dann 77-Jähriger seine Sammlung komplettieren und damit der mit Abstand älteste Mensch sein, der auf allen 14 Achttausendern stand. Bisher hält diesen „Rekord“ der Pole Piotr Pustelnik, der 2010 als 58-Jähriger seinen letzten Achttausender bestieg. In diesem Frühjahr hat sich Carlos Soria gleich zwei Bergriesen in Nepal vorgenommen: die 8091 Meter hohe Annapurna und den nicht weit entfernten 8167 Meter hohen Dhaulagiri. Sollte es ihm gelingen, beide zu besteigen, fehlt ihm nur noch die 8027 Meter hohe Shishapangma in Tibet. Carlos hält sich bereits in Nepal auf.
Abstecher zu Simone und Tamara?
Er will sich genug Zeit nehmen, um sich zu akklimatisieren, zunächst im Khumbu, dem Gebiet rund um den Mount Everest. Anschließend will Soria auch noch das Dorf Samagaon besuchen, wo er seit Jahren ein Schulprojekt unterstützt. Eigentlich könnte er von dort aus auch noch schnell, um sich weiter zu akklimatisieren, einen Abstecher ins nicht weit enfernte, 4800 Meter hoch gelegene Manaslu-Basislager machen. Dort sind inzwischen der Italiener Simone Moro und die Südtirolerin Tamara Lunger eingetroffen. Die beiden wollen den achthöchsten Berg der Erde im Winter besteigen, mit dem Umweg über den vorgelagerten Pinnacle East. „Als wir hier angekommen sind und ich diese Schönheit von Berg gesehen habe, war ich zwar nicht so ‚verliebt‘ wie am K 2, aber ich habe gespürt, dass uns auch diese Seele wohlgestimmt ist“, schreibt Tamara auf Facebook. Manaslu heißt übersetzt „Berg der Seele“. Ihn hat Carlos Soria mit 71 Jahren bestiegen. Der Spanier hält dort ebenso den Altersrekord wie am Kanchendzönga (75 Jahre), Lhotse (72), Gasherbrum I (70), Makalu (69), Broad Peak (68) und K 2 (65).
Mal mit, mal ohne Atemmaske
An der Annapurna versucht sich Carlos Soria zum zweiten Mal nach 2012. „Beim ersten Versuch war die Annapurna gnadenlos zu uns“, erinnert sich Carlos. Er fühle sich trotz seines fortgeschrittenen Alters „in sehr guter Form, um mich dieser anspruchsvollen Aufgabe zu stellen“. Sollte er wirklich noch anschließend mit seinem Team zum Luftlinie rund 25 Kilometer entfernten Dhaulagiri wechseln, wäre es dort sein bereits fünfter Versuch. „Ein spektakulärer Berg“, sagt Carlos über den siebthöchsten Achttausender. Soria entscheidet von Fall zu Fall, ob er Flaschensauerstoff nutzt oder nicht. 2014 am Kangchendzönga und 2011 am Lhotse etwa griff er zur Atemmaske, 2009 am Gasherbrum oder auch 2008 bei seinem Soloaufstieg am Makalu nicht. Carlos hat das Bergsteigen übrigens nicht erst im reifen Alter für sich entdeckt. Er gehörte auch schon bei der ersten erfolgreichen spanischen Achttausender-Expedition 1975 am Manaslu mit zum Team, aus dem Jeronimo Lopez und Gerardo Blazquez den höchsten Punkt erreichten. Für seinen ersten Achttausender-Gipfel ließ sich Carlos noch 15 Jahre Zeit. Ein Spätzünder. Dann aber kräftig. Eben ein echter „Best Ager“.