Tragödie in Langtang Village
Die ersten Videos aus dem Katastrophengebiet sorgen für blankes Entsetzen: Ein ganzes Dorf wie ausradiert. Bis auf ein einziges Haus, das direkt am Berg steht und von einem überhängenden Felsen geschützt wurde, hat eine riesige Schlammlawine alle Gebäude in Langtang Village zerstört oder verschüttet. Rund 200 Menschen lebten bis zu dem Erdbeben vor zehn Tagen in dem Ort auf rund 3500 Metern, der an der äußerst beliebten Trekkingroute durch das Langtang-Tal lag. Kaum jemand hat überlebt. Rund 100 Tote, darunter auch ausländische Touristen, wurden geborgen. Mindestens noch einmal so viele Leichen werden unter den Schlammmassen vermutet. „Es wird unmöglich sein, alle Toten herauszuholen“, sagte Gautam Rimal von der Verwaltungsbehörde des Distrikts Rasuwa der Nachrichtenagentur AP. Schlechtes Wetter erschwert die Bergungsarbeiten. Die Zahl der registrierten Toten in ganz Nepal stieg inzwischen auf über 7500.
Everest-Saison de facto vorbei
Vor dem Hintergrund von Tragödien wie jener in Langtang verkommt die Meldung, dass die Bergsteiger-Saison am Mount Everest de facto vorüber ist, zu einer Randnotiz. Wie berichtet, wollten die so genannten „Icefall doctors“ aus Furcht vor weiteren Lawinen nicht ins Basislager zurückkehren, um dort die beschädigte Route durch den Khumbu-Eisbruch wieder instandzusetzen. Auch die letzten kommerziellen Expeditionen haben daraufhin die Heimreise angetreten. Die Regierung hat die Saison offiziell noch nicht beendet, wohl auch um Schadenersatzforderungen aus dem Weg zu gehen. Die Permits, die pro Expeditionsteilnehmer 11.000 US-Dollar kosten, gelten noch bis Ende Mai.
China hatte in der vergangenen Woche alle Achttausender in Tibet, also auch den Everest, aus Sorge um weitere Beben in der Region gesperrt. Damit könnte der höchste Berg der Erde erstmals seit 1974 wieder in einem Jahr unbestiegen bleiben – es sei denn, Bergsteiger versuchen es im Herbst. Nachmonsun-Expeditionen am Everest sind in den letzten Jahren allerdings aus der Mode gekommen.