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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Everest-Permits hier und dort

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Die Basislager auf beiden Seiten des Mount Everest haben sich elf Tage nach dem verheerenden Erdbeben in Nepal geleert. Die Bergsteiger sind auf der Rückreise. Was geschieht nun mit ihren Permits, den Besteigungsgenehmigungen, wo sie doch nicht einmal einen Versuch machen konnten, den höchsten Berg der Erde zu besteigen? In Nepal hat das Sagarmatha Pollution Control Commitee (SPCC) die Regierung aufgefordert, die Permits von 2015 auch im kommenden Jahr anzuerkennen.

Zu hohes Risiko

Das SPCC ist dafür zuständig, das ein Team darauf spezialisierter Sherpas die Route durch den Khumbu-Eisbruch einrichtet und instand hält. Das Komitee verteidigte seinen Beschluss, die „Icefall Doctors“ nicht mehr ins Basislager zurückgeschickt zu haben. Das Erdbeben am 25. April hatte eine Lawine vom Pumori ausgelöst, die 19 Menschen im Basislager das Leben gekostet hatte. „Das Risiko ist in der gegenwärtigen Situation nicht verantwortbar“, heißt es in der Erklärung des SPCC. Außerdem sei das Zeitfenster bis zum Beginn des Monsuns inzwischen zu knapp. „Viele Icefall Doctors und andere Sherpas, die für die Expeditionen arbeiteten, beklagen in ihren Familien Tote oder Verletzte“, teilt das SPCC mit.

Regierung prüft

Die Permits in Nepal gelten bis Ende Mai. Die Verantwortlichen in Kathmandu halten sich in der Frage bedeckt. „Die Regierung prüft, ob es besser ist, das Geld [11.000 US-Dollar je Expeditionsteilnehmer] zurückzuerstatten oder die Gültigkeit der Permits zu verlängern“, sagte Tulsi Prasad Gautam, Generaldirektor des nepalesischen Tourismusministeriums. Das werde mindestens zwei Monate dauern. Nachdem die Everest-Saison 2014 wegen des Lawinenunglücks mit 16 Toten vorzeitig zu Ende gegangen war, hatten die Behörden die Permits bis 2019 verlängert – für diese Entscheidung allerdings elf Monate benötigt.

China reagiert unbürokratisch

Everest-Nordseite

Everest-Nordseite

Wie man unbürokratisch und schnell reagiert, haben die chinesischen Behörden vorgemacht – bisher nicht gerade für ein solches Verhalten bekannt. Nachdem sie in der vergangenen Woche alle Aktivitäten an den Bergen Tibets gestoppt hatten, verkündeten sie, dass die Permits für den Everest sowie die beiden anderen tibetischen Achttausender Cho Oyu und Shishapangma drei Jahre lang gültig bleiben. Es werde nur eine Bearbeitungsgebühr von 500 bzw. 300 Dollar fällig.  Die Expeditionen erhielten zudem ein Schreiben, in dem der chinesisch-tibetische Bergsteiger-Verband CTMA seine Entscheidung begründet, die Saison abzubrechen: „Das verheerende Erdbeben in Nepal hat die Beschaffenheit von Eis und Schnee im ganzen Himalaya verändert. Die Auflage wird instabil und gefährlich, zu jeder Zeit können Lawinen abgehen. Die Nachbeben dauern an, dazu gibt es schlechtes Wetter. Weitere Unglücke werden folgen. Das Risiko beim Bergsteigen steigt erheblich.“ Viele Sherpas aus Nepal wollten in ihre Heimat zurückkehren, so die CTMA. Und schließlich zeige der Beschluss, die Saison zu beenden, auch den „Respekt vor den Toten“ auf der Südseite des Mount Everest.

Datum

6. Mai 2015 | 16:04

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