Überflüssige Effekthascherei
Als wäre nicht alles schon schlimm genug! Gestern Abend musste ich mich wieder einmal aufregen. Im Beitrag einer ZDF-Nachrichtensendung wurde doch glatt behauptet, das Epizentrum des neuen Erdbebens in Nepal habe „direkt am Mount Everest“ gelegen, „am berühmten Dach der Welt, das nun einzustürzen droht“. Was soll diese völlig überflüssige Effekthascherei? Das Zentrum der Erdstöße lag im Distrikt Dolakha, gut 80 Kilometer westlich des höchsten Bergs der Erde. Und dass der Everest nun Gefahr läuft, in sich zusammenzustürzen, ist schlicht Unsinn. So verquer wie die Aussage waren auch die bewegten Bilder, die sie belegen sollten. Das ZDF zeigte eine Gerölllawine, die nahe einem Dorf niederging. Dass es sich dabei um Dhunche, ein Dorf 50 Kilometer nördlich von Kathmandu und satte 160 Kilometer westlich des Mount Everest, handelte, wurde geflissentlich unterschlagen. Ein Mitarbeiter des Kanadischen Roten Kreuzes hatte das Video (siehe unten) gedreht.
Große Schäden in Gebirgsregionen
Auch ohne dass der Everest kollabiert, bleibt die Lage in Nepal nach dem neuen schweren Beben der Stärke 7,3 dramatisch. Das ganze Ausmaß der Schäden ist noch nicht absehbar. Die Hilfsorganisation Himalayan Trust berichtet, die meisten Häusern in den Distrikten Dolakha, Ramechhap, Solukhumbu und Sindhupalchowk seien eingestürzt. Ein Regierungsvertreter sprach von mindestens 65 weiteren Toten, mehr als 2000 Menschen seien verletzt worden. In Nordindien kamen bei den Erdstößen am Dienstag mindestens 17 Menschen ums Leben. Seit dem ersten verheerenden Beben am 25. April haben die Behörden in Nepal mehr als 8200 Tote und fast 19.000 Verletzte registriert.