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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Dean Potter ist tot

Dean Potter (1972-2015)

Dean Potter (1972-2015)

Einer der Extremsten unter den Extremen ist tot. Dean Potter kam bei einem Wingsuit-Unfall im Yosemite-Nationalpark ums Leben. Mit dem 43-Jährigen US-Amerikaner starb auch sein 29 Jahre alter Landsmann Graham Hunt. Die beiden waren am Samstag mit ihren fledermausartigen Fluganzügen vom Taft Point, einem knapp 2300 Meter hohen Aussichtspunkt, in die Tiefe gesprungen. Ihre Leichen wurden am Sonntagmorgen an einer Felseinkerbung gefunden. Offenkundig waren beide gegen die Felsen geprallt, ihre Fallschirme waren nicht geöffnet. Basejumping und Wingsuit-Flights sind im Yosemite-Nationalpark verboten.

Immer auf schmalem Grat

Potter scherte sich nie um Normen oder darum, was andere sagten oder dachten. Er war ein Extremer. Grenzen existierten für ihn nur in dem Sinne, dass er sie überwinden wollte. Als Kletterer gelangen ihm 2002 in Patagonien gleich zwei Solo-Erstbegehungen legendärer Routen: Dean kletterte die „Supercanaleta“ am Fitz Roy und die „Kompressorroute“ am Cerro Torre. Potters Hauptspielwiese aber waren die Granitwände im Yosemite. Dort gelangen ihm Speedrekorde, Free Solos, also ungesicherte Alleingänge, auf schwierigsten Routen oder auch spektakuläre Überquerungen von Abgründen über so genannte Highlines, Gurtbänder, die zwischen zwei Felsen gespannt werden. Auch dort verzichtete Dean häufig auf die sonst üblichen Sicherungen.

„Frei wie ein Rabe“

Für Diskussionen sorgte Potter auch, als er seinen Hund „Whisper“ im Rucksack bei seinen Basejumps mitnahm. Bei Deans Klettertouren im Yosemite war Whisper ebenfalls häufig im Gepäck. „Im Grunde bin ich sozial ungeschickt und kann kaum die Grundverpflichtungen unserer modernen Welt erfüllen. Mein Künstlergeist und mein athletischer Körper beanspruchen einfach zu viel Zeit“, schrieb Potter vor gut drei Wochen. „Ich weiß wirklich nicht, wie ich überlebt habe? Vielleicht, weil ich die Bewohner des Waldes bewundere und studiere. Ich sehne mich danach, so frei wie ein Rabe zu sein, fernab der überladenen Normalität und moderner ‚Notwendigkeiten‘ wie Zeit vor dem Bildschirm oder Telefonkonferenzen. In gewisser Weise führe ich ein Leben, in dem ich meine Zehen in eiskaltes Wasser tauche, den Auftrieb frischer klarer Luft und die Anziehungskraft der Planeten am Himmel fühle. Natürlich verpasse ich eine Menge, aber auf der anderen Seite ist ebenso sicher, dass ich frei bin und fliege.“

Datum

18. Mai 2015 | 12:06

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