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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Luka Lindic zieht es zum Latok I

Luka Lindic

Luka Lindic

„Das war weit unter meinem Limit”, sagt der Slowene Luka Lindic, als ich ihn nach der ersten Durchsteigung der Nordwand des 6515 Meter hohen Hagshu im indischen Himalaya frage. Immerhin sind Luka und seine beiden slowenischen Freunde Marko Prezelj und Ales Cesen in diesem Jahr für diese Kletterei mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet worden, dem „Oscar der Bergsteiger“. „Manchmal findest du eben so eine logische Linie durch eine Wand, der du wie selbstverständlich folgst. Bei dieser Tour sind wir eigentlich nie in wirklich schwieriges Terrain geraten“, erinnert sich Luka. Auf der Suche nach seinem persönlichen Limit zieht es den 27-Jährigen in diesem Sommer in den Norden Pakistans. Anfang Juli bricht Luka mit seinen Landsleuten Luka Krajnc, Martin Zumer and Janez Svoljsak in den Karakorum auf. „Wir werden einen Monat lang auf dem Choktoi-Gletscher bleiben. Wenn es die Verhältnisse zulassen und wir uns gut fühlen, werden wir uns am Latok I versuchen.“

Nordgrat? Nordwand?

Latok-Gruppe und Ogre (r.)

Latok-Gruppe und Ogre (r.)

Was genau er dort mit seinem jungen slowenischen Team plant, verrät Lindic nicht. Der 7145 Meter hohe Granitriese Latok I hält einige Aufgaben bereit, an denen sich Spitzenkletterer aus aller Welt bisher die Zähne ausgebissen haben, etwa den extrem steilen Nordgrat. Seit dem legendären ersten Versuch 1978, als die US-Amerikaner Jeff und George Henry Lowe, Michael Kennedy und Jim Donini  im Sturm rund 150 Meter unterhalb des Gipfels hatten umkehren müssen, sind mehr als 20 Versuche, die Route zu meistern, gescheitert. Einen weiteren Anlauf haben für diesen Sommer die beiden US-Kletterer Kyle Dempster und Scott Adamson angekündigt. Auch die Nordwand des Latok I ist noch unbezwungen. Eigentlich hatten sich die Huber-Brüder Alexander und Thomas die Wand für 2014 vorgenommen, hatten das Projekt dann aber wegen der unsicheren Lage in Pakistan abgeblasen.

8000er im Hinterkopf

Luka in der Hagshu-Nordwand (© Marko Prezelj)

Luka in der Hagshu-Nordwand (© Marko Prezelj)

Luka Lindic gilt als einer der talentiertesten und vielseitigsten Bergsteiger Sloweniens. Als kommenden Star sieht sich der Logistik-Student aus der slowenischen Untersteiermark (Štajerska) aber nicht. „Ich will einfach immer besser werden, allein darum geht es mir“, sagt Luka. Im März 2014 gelang es ihm und Luka Krajnc, die schwierige Route „Rolling Stone“ in der 1000 Meter hohen Nordwand der Grandes Jorasses oberhalb von Chamonix erstmals frei zu klettern. Im Herbst folgte dann der preisgekrönte Coup am Hagshu. „Die Achttausender habe ich auch im Hinterkopf“, sagt Lindic. „Da gibt es noch eine Menge zu tun, vor allem im Alpinstil.“ Ich bin sicher, wir werden von Luka noch viel hören. Vielleicht schon in diesem Sommer.

Datum

18. Juni 2015 | 22:22

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