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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Menschen wie Mahesh

Mahesh Kumar Budha

Mahesh Kumar Budha

Es ist alles andere als leicht, auf dem umkämpften Tourismusmarkt Nepals zu überleben – unter normalen Umständen, aber erst recht nach dem Erdbeben vom letzten Frühjahr. In Kathmandu gibt es Hunderte von Trekking- und Expeditionsveranstaltern, die um jeden einzelnen Kunden kämpfen. Bei den meisten handelt es sich um kleine Agenturen, häufig leben deren Inhaber von der Hand in den Mund. Kleinunternehmer wie mein Freund Mahesh Kumar Budha leiden am meisten unter den wirtschaftlichen Folgen des Erdbebens. Die Regierung schätzt, dass der Tourismus um 50 Prozent eingebrochen ist, Veranstalter aus Nepal sprechen von bis zu 70 Prozent.

Keine Einkünfte seit Januar

Mahesh war mein Trekking-Führer, als ich 2003 eine Woche lang durch das Annapurna-Gebiet wanderte, um für DW Radio über das Annapurna Conservation Area Project (ACAP) berichtete, ein Umweltschutzprogramm in dem Himalaya-Staat. Nachdem Mahesh rund 20 Jahre lang für andere Trekking-Agenturen gearbeitet hatte, gründete er 2011 sein eigenes Unternehmen „Joy Treks“. Sein Büro liegt in Thamel, dem bekannten Touristenviertel in Kathmandu. „Ich habe seit Januar kein Geld mehr verdient”, schreibt mir der 40-Jährige. „Eigentlich wollten eine Gruppe im Mai und eine zweite im Juni nach Nepal reisen, aber das verheerende Beben hat dazu geführt, dass sie nicht gekommen sind.“ Vor dem Erdbeben hatte Mahesh auch ausreichend Anfragen für die Herbst-Saison. „Die meisten von ihnen schweigen jetzt, ich denke, weil sie einfach Angst haben, nach Nepal zu reisen.“

Selbstmorde von Geschäftsleuten

Mahesh vor seinem Büro in Thamel

Mahesh vor seinem Büro in Thamel

Mahesh muss seine Familie ernähren. Seine vier Kinder gehen zur Schule. Die ältesten Zwillinge besuchen die zehnte Klasse und bereiten sich auf ihr letztes Jahr in der High School vor, bevor sie auf das College wechseln. Das kostet Geld. „Auch die Lebenshaltungskosten in Kathmandu sind in den vergangenen Jahren gestiegen“, sagt Mahesh. „Ich mache mir wirklich große Sorgen über alle diese Dinge.“
Er berichtet von einigen Nepalesen, die das Erdbeben zu ihrem Vorteil genutzt haben, indem sie ihren Freunden und Kunden im Ausland gefälschte Informationen zukommen ließen. „Aber meine Moral, mein Charakter verbietet es, mich genauso zu verhalten wie sie. Ich hatte nie mein eigenes Haus in Kathmandu, und ich kann keine Fotos von eingestürzten Häusern schicken und sagen: ‚Das ist mein Haus‘!“
Die erheblichen wirtschaftlichen Folgen des Erdbebens haben auch schon zu menschlichen Tragödien geführt. „Zwei Tourismus-Unternehmer (ihnen gehörten Reiseagenturen) begingen Selbstmord. Und ich bin mir sicher, dass die Zahl der Selbstmorde in naher Zukunft steigen wird”, schreibt mir Mahesh. “Bitter, bitter!”

Es sind Menschen wie Mahesh Kumar Budha, die unsere Unterstützung brauchen. Der beste Weg, dies zu tun, ist, wieder in das Land zu reisen. Don’t forget Nepal!

Datum

18. September 2015 | 8:00

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