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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Fowler: „Noch kein Gedanke ans Aufhören!“

Mick Fowler (l.) und Paul Ramsden

Mick Fowler (l.) und Paul Ramsden

Echte Abenteurer sollten jung sein? Quatsch mit Soße. Der Brite Mick Fowler und sein langjähriger Kletterpartner und Landsmann Paul Ramsden beweisen regelmäßig, dass man auch jenseits der 50 noch extrem anspruchsvolle Kletterrouten im Himalaya eröffnen kann. Mick feiert im nächsten Jahr seinen 60. (!) Geburtstag. Unglaublich! Viele junge Bergsteiger würden vor Neid erblassen, wenn sie ihre Erfolge mit den Pioniertaten vergleichen, die Mick und Paul in den vergangenen Jahren hingelegt haben. Immer wieder kletterten sie als Erste auf schwierigsten Routen auf Sechstausender in Nepal, Indien, China oder sonstwo. Zweimal wurden sie bereits mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet, dem „Oscar der Bergsteiger“: 2003 für ihre neue Route durch die Nordwand des 6250 Meter hohen Siguniang im Westen Chinas, 2013 für ihre Erstbegehung des Nordostgrats der 6142 Meter hohen Shiva im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh. Fowler und Ramsden dürften nach ihrer jüngsten Expedition eine gute Chance haben, im nächsten Jahr zum dritten Mal den Goldenen Eispickel zu gewinnen. Im Oktober gelang ihnen die Erstbesteigung des Gave Ding, eines formschönen Sechstausenders in einem abgelegenen Tal weit im Westen Nepals.

Mick, Jahr für Jahr entdeckst du mit deinem Kletterpartner Paul Ramsden anspruchsvolle Gipfel oder Routen, ihr versucht euch an ihnen und schafft es. Wie lautet euer Erfolgsgeheimnis?

Eine Menge ernsthafte Nachforschungen, eine gute Partnerschaft und der gemeinsame Willen, nicht aufzugeben, es sei denn, es gibt einen wirklich sehr guten Grund dafür.

Micks und Pauls Route am Gave Ding

Micks und Pauls Route am Gave Ding

In diesem Herbst habt ihr den 6571 Meter hohen Gave Ding im Westen Nepals über die steile Nordwand bestiegen. Wie seid ihr auf dieses Ziel gekommen?

Wir hatten ein gutes Bauchgefühl, nachdem wir Bilder gesehen hatten, die Freunde von uns aus der Ferne von der Westseite aus gemacht hatten. Dieses Gefühl verstärkte sich, als wir auf Google Earth den langen Schatten sehen konnten, den die Nordwand warf.

Wie habt ihr die Erstbesteigung erlebt?

Es war eine wunderbare Erfahrung. Eine großartige Kletterei, ein tolles Team, ein schönes Tal, das vorher noch niemals von Leuten aus dem Westen betreten worden war. Niemand sonst dort, ein unbestiegener Gipfel, eine andere Abstiegs- als Aufstiegsroute, eine herausfordernde Mixed-Kletterei – all das, wonach wir suchen.

Nichts für Angsthasen

Nichts für Angsthasen

Der Berg liegt in einer sehr abgelegenen Gegend. Fühltet ihr euch auch ein bisschen wie Entdecker?

Ja, in dem Sinne, dass wir nicht wussten, welche Wand uns erwarten würde, bis zu dem Zeitpunkt, an dem wir sie wirklich sahen. Es hätte auch kompletter Unsinn sein können.

Vor einiger Zeit habe ich Bergsteiger wie dich und Paul in meinem Blog als „Antidepressivum“ für alle Ü50er bezeichnet. Wie lange, glaubst du, kannst du noch auf diesem hohen Niveau klettern?

Solange ich Spaß daran habe und mein Körper mitspielt. Ich verschwende noch keinen Gedanken ans Aufhören.

Datum

2. Dezember 2015 | 10:23

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