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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

UIAA-Chef Frits Vrijlandt: Fünf Fragen, fünf Antworten

Frits Vrijlandt

Frits Vrijlandt

Die Niederlande heißen nicht umsonst so. Der höchste „Gipfel“, der Vaalserberg nahe Aachen, ist gerade mal 323 Meter hoch. Und doch heißt es an den höchsten Bergen der Welt immer wieder „Oranje boven“. So ist auch Frits Vrijlandt kein unbeschriebenes Blatt in der Szene. Im Jahr 2000 war er der erste Niederländer, der den Mount Everest von der tibetischen Nordseite aus bestieg, später dann der zweite Bergsteiger seines Heimatlandes, der auf den Seven Summits, den höchsten Bergen aller Kontinente stand. Beim International Mountain Summit (IMS) in Brixen tagte jetzt auch der Weltverband der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) – und wählte Vrijlandt für weitere vier Jahre zum Präsidenten.

Frits, ein Mann aus so einem flachen Land ist Chef aller Bergsteiger weltweit. Das klingt ein bisschen kurios.

(Er lacht) Warum eigentlich? Ich muss doch ein Freund aller Länder sein, die Berge haben. Das ist für meine Rolle wichtig, alle Länder zusammenzubringen.

Wie ist es für jemand, der die höchsten Berge aller Kontinente bestiegen hat, ein Bergfunktionär zu sein?

Ich mache das ja schon vier Jahre. Es gibt Parallelen zum Bergsteigen. Man möchte Ziele erreichen, und auch der Weg dorthin kann schön sein.

Bergsteiger reden häufig über Freiheit und Unabhängigkeit, viele sind auch ziemliche Egoisten. Wie passt das zusammen mit einem Weltverband, der Regeln aufstellen soll?

Das ist nicht unsere Hauptaufgabe. Wir wollen eher den Alpinvereinen dabei helfen weiterzukommen. Wir kümmern uns um Sicherheit, Sport und Umweltschutz. Das geht nicht immer zusammen. Besonders Umweltschutz und Bergerlebnis erzeugen oft ein Spannungsfeld, und das überall in der Welt.

Viel Verkehr auf der Everest-Normalroute

Viel Verkehr auf der Everest-Normalroute

Im neuen Strategiepapier der UIAA für die nächsten Jahre ist keine Kommission für Expeditionen mehr vorgesehen. Gibt es aus Sicht des Weltverbands in diesem Bereich keine Probleme mehr?

Die große „Eroberung“ der Berge, wie man früher gesagt hat, ist vorbei. Aber es bleibt natürlich eine Aufgabe, auch wenn wir keine eigene Kommission mehr dafür brauchen. Wir beschäftigen uns z.B. besonders mit Nepal, denn dort steht der höchste Berg der Welt. Heute, mit den kommerziellen Expeditionen und mit Sherpa-Unterstützung, ist es fast für jede gut trainierte, wenig erfahrene Person möglich, in die Nähe des Everest-Gipfels zu kommen. Aber das ist auch eine ethische Frage. Wir denken, der Everest sollte ein Berg bleiben für Leute, die erfahren sind. Sie sollen in der Lage sein, selbstständig oder mit einem Partner hochzusteigen – und nicht von zehn oder mehr Sherpas abhängig sein, die alles für sie entscheiden.

Sportklettern wird 2020 in Tokio olympisch. Was bedeutet das für den Bergsport?

Ich finde es super. Das ist für unsere Verbände, die Sportklettern anbieten, eine große Aufgabe. Ich glaube, es wird nur positive Effekte haben. Für Top-Sportkletterer ist der Anreiz, dabei zu sein, vielleicht der gleiche wie für Bergsteiger, die steilste Wand zu durchklettern oder den höchsten Gipfel zu erreichen.

Datum

16. Oktober 2016 | 8:33

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