Auer und Blümel gelingt 7000er-Erstbegehung in Nepal
„Es war eine dieser Expeditionen, wo einfach alles perfekt zusammengepasst hat“, sagt Hansjörg Auer. Dem 31 Jahre alten Österreicher und seinem Landsmann Alex Blümel gelang es, erstmals die Nordwand des 7005 Meter hohen Gimmigela East zu durchsteigen, und das im Alpinstil, also ohne feste Hochlager, ohne Sherpa-Unterstützung und unter Verzicht auf Flaschensauerstoff. Der Nebengipfel des Gimmigela Chuli (7350 Meter) liegt im Osten Nepals, an der Grenze zu Indien, ziemlich versteckt im Gebiet um den Achttausender Kangchendzönga, den dritthöchsten Berg der Erde.
Ausgesetzter Biwakplatz
Fünf Tage lang wanderten Auer und Blümel zunächst entlang des Flusses Tamar und dann über die Hochplateaus des Ghunsa-Tals, ehe sie ihr Basislager zu Füßen des Gimmigela East aufschlugen. Um sich zu akklimatisieren, übernachteten sie drei Nächte auf 5900 Metern auf dem Südgrat des Trekkingbergs Dromo Ri. Am 8. November stiegen Hansjörg und Alex dann in die 1200 Meter hohe Nordwand ein. „Wegen des niederschlagreichen Monsuns fanden wir die Wand in perfektem Zustand vor“, schreibt Auer auf seiner Internetseite. Ein erstes Biwak verbrachten die beiden Kletterer in der bis zu 85 Grad steilen Eiswand, ein zweites auf dem Gipfelgrat. Diese zweite Nacht sei eine echte Herausforderung gewesen, „weil der Biwakplatz auf einer schmalen Felsleiste dem starken Wind extrem ausgesetzt war“, so Auer. Am 10. November um 7.30 Uhr erreichten die beiden Österreicher den Gipfel. „Ein kalter, windiger, aber klarer Morgen öffnete uns den Blick auf die Bergkette Sikkims und die noch unerforschte Ostwand des Kangchendzönga.“
„Königslinie“
Laut Auer war es die erste Expedition zur Nordwand des Gimmigela East und erst die dritte Besteigung des Gipfels, nachdem zwei japanische Expeditionen 1993 und 1994 von der indischen Südseite aufgestiegen seien. Hansjörgs Bilanz der Expedition fällt rundum positiv aus: „Ein großes Projekt, eine noch größere Freundschaft und eine sehr effiziente Erstbegehung einer ‚Königslinie‘ an einem Siebentausender in einer der entlegensten Ecken des Himalaya.“ Auer und Blümel hatten im Herbst 2015 im Westen Nepals gemeinsam mit ihrem Landsmann Gerry Fiegl erstmals die Südwand des 6839 Meter hohen Nilgiri South gemeistert. Fiegl hatte im Gipfelbereich Symptome der Höhenkrankheit gezeigt und war beim Abstieg in den Tod gestürzt. „Es war einer der traurigsten Momente meiner ganzen Karriere“, sagte mir Hansjörg bei einem Treffen im Oktober vor seiner Abreise zum Gimmigela East. „Ich glaube, dass ich das mein Leben lang nicht vergessen kann.“