Txikons letzter Gipfelversuch am Everest läuft
Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Eine weitere Sturmfront nähert sich dem Mount Everest. Die Meteorologen erwarten, dass das kleine Wetterfenster mit relativ guten Bedingungen in der Gipfelregion nur bis Mittwoch offen bleiben und sich anschließend für längere Zeit schließen wird. Alex Txikon, der den Everest im Winter ohne Flaschensauerstoff besteigen will, muss also Gas geben. In zwei Wochen endet ohnehin der meteorologische Winter. Am Montag stieg der 35 Jahre alte Baske mit seinem fünf Mann starken Sherpa-Team hinauf nach Lager zwei auf 6400 Metern. Heute wollen Txikon und die Sherpas Nuri, Gesman, Temba, Sanu und Pasang Nurbu den Südsattel auf 7950 Metern erreichen. Alle Sherpas nutzen Flaschensauerstoff. Am Südsattel war vor drei Wochen Txikons erster Gipfelversuch im Sturm gescheitert. „Wir hoffen, am Mittwoch den Gipfel zu erreichen“, sagte Alex.
Zweierteam auf der letzten Etappe
Leicht und schnell, das ist Txikons Taktik. Er ist nur mit leichtem Gepäck unterwegs. Beim ersten Versuch hatte das Team Schlafsäcke in Lager 2 und am Südsattel deponiert. „Obwohl ich kein Spezialist in dieser Art des Kletterns bin, sind wir mit der Route bestens vertraut“, sagt Alex. Er will nur mit Nuri zum höchsten Punkt aufsteigen, die anderen Sherpas sollen am Südsattel warten Txikon warnt allerdings vor zu hohen Erwartungen. „Mir ist bewusst, dass die Chance sehr klein ist, weil uns das Wetter nicht hilft.“ Beim Aufstieg nach Lager 2 wehte der Wind noch heftig. „Zeitweise blies er uns mit Geschwindigkeiten von bis zu 60 Stundenkilometern ins Gesicht, sodass wir kaum weitergehen konnten“, sagt Alex.
Energieschub durch Messner
Unmittelbar vor seinem Aufbruch am Montag hatte Txikon im Basislager noch unerwarteten Besuch erhalten: Everest-Legende Reinhold Messner schaute kurz vorbei. Der 72-Jährige hält sich für Filmarbeiten im Khumbu-Gebiet auf. Messner hatte 1978 – gemeinsam mit Peter Habeler – den Everest erstmals ohne Atemmaske bestiegen. 1980 gelang dem Südtiroler die erste Solobesteigung des Bergs, wieder ohne Flaschensauerstoff. „Die Unterstützung, die er uns gegeben hat, ist unbeschreiblich“, schwärmte Alex. „Ein Energieschub aus der Hand des Größten.“ Den konnte er auch brauchen. Die achttägige Unterbrechung der Expedition hatte den Basken aus dem Rhythmus gebracht. Zudem kehrte er mit einem fast komplett ausgetauschten Sherpa-Team zurück. Nur Nuri Sherpa blieb von der Ursprungsbesatzung übrig. Die anderen Sherpas blieben in Kathmandu zurück, um sich für die kommerzielle Frühjahrssaison am Everest zu erholen. Sie beginnt in wenigen Wochen.