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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Hoch in der Lhotse-Südwand

Lhotse-Südwand

Die spannendste Achttausender-Expedition in diesem Herbst befindet sich in der wohl entscheidenden Phase. Nach Informationen der in Kathmandu erscheinenden Zeitung „The Himalayan Times“ erreichten der Südkoreaner Sung Taek Hong und der Spanier Jorge Egocheaga in der Lhotse-Südwand am Mittwoch Lager IV auf 8250 Meter Höhe. Geplant war, in der Gipfelwand noch ein weiteres Lager auf 8400 Metern einzurichten, bevor die Bergsteiger zum höchsten Punkt auf 8516 Metern aufsteigen wollten. (s. Video unten).

Steinschlag und Lawinen

Sung in der Lhotse-Südwand (2015)

Die Verhältnisse in der 3300 Meter hohen Südwand des vierthöchsten Bergs der Erde verlangen den Kletterern alles ab. Der Pressesprecher der Expedition berichtete über Steinschlag und Lawinen während der vergangenen Tage. Sung Taek Hong hat sich in das ambitionierte Projekt regelrecht verbissen. Bereits zum fünften Mal versucht er sich an der Lhotse-Südwand. Mit Egocheaga hat Sung einen äußerst erfahrenen Höhenbergsteiger an seiner Seite. Der 49 Jahre alte Spanier hat bereits auf allen 14 Achttausendern gestanden. Lediglich am Everest nutzte er Flaschensauerstoff.

Drei Pole erreicht

Sung Taek Hong

Im Herbst 2015 war Sung in der Lhotse-Südwand mit einem koreanischen Team auf einer teilweise neuen Route bis auf eine Höhe von 8200 Metern vorgedrungen, ehe ein heftiger Sturm die Kletterer zurückgeschlagen hatte. „Ich glaube noch an das echte Bergsteigen“, sagte der 50-Jährige vor einigen Wochen bei seiner neuerlichen Ankunft in Nepal. Die Sammlung der „drei Pole“ hatte der Südkoreaner bereits vor zwölf Jahren vervollständigt. 2005 erreichte er den Nordpol, 1994 und 1997 den Südpol sowie im Herbst 1995 den „dritten Pol“, den Mount Everest, von der tibetischen Nordseite aus.

Wenige erfolgreiche Durchsteigungen

Die Südwand des Lhotse war 1990 erstmals durchstiegen worden. Im Frühjahr 1990 verkündete der Slowene Tomo Cesen, er sei durch die Südwand geklettert, und das im Alleingang. Dokumentieren konnte der Bergsteiger diesen Erfolg nicht. Erste Zweifel an den Angaben Cesens äußerten der Ukrainer Sergej Bershov und der Russe Vladimir Karatayev, die im selben Jahr auf einer anderen Route durch die Wand stiegen. Ende 2006 meisterten Mitglieder einer japanischen Expedition die Lhotse-Südwand erstmals im Winter. Sie mussten 41 Meter unterhalb des Gipfels umdrehen, hatten jedoch den Gipfelgrat erreicht. Damit galt die Wand als durchstiegen.

Datum

20. Oktober 2017 | 11:12

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