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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Tschechen am Nanga Parbat: „Wie tiefgefrorene Fischfilets“

In der Rupalwand

„Frei nach Shakespeare: Weiterleben ohne Gipfel oder lieber den Tod wählen“. So beschreibt Marek Holecek die Entscheidung, vor der er und sein Teamgefährte Tomas Petrecek am vergangenen Sonntag standen, am Ausstieg der mächtigen Rupalwand, 300 Meter unterhalb des Gipfels des Nanga Parbat. Windböen von bis zu 100 Stundenkilometern fegten über den 8125 Meter hohen Berg in Pakistan, den neunthöchsten der Welt. Nach sechs Tagen in der Wand beschlossen die beiden tschechischen Bergsteiger umzudrehen.

Wie im Cabrio ohne Frontscheibe

Marek Holecek (l.) und Tomas Petrecek (r.) im Basislager

„Jetzt wissen wir, dass es möglich ist, 4000 Meter herunter zu klettern, ohne einmal den Körper zum Tal zu drehen“, beschreibt Marek auf lidovky.cz den Abstieg durch die extrem anspruchsvolle Südwand des Achttausenders. Es sei wie eine Cabrio-Fahrt ohne Frontscheibe im Eis-Sturm gewesen. „Da findest du heraus, wie sich tiefgefrorene Fischfilets fühlen“, so der 43-Jährige.

Hauptsache überlebt!

Sie hätten alles am Berg verloren, Lebensmittel, Eisschrauben, Haken, Seil, „mehrere Pfund Gewicht und Nerven“. Aber, so Marek: „Wir sind zurück und leben noch.“ Holecek und Petrecek hatten geplant, – wie die Südtiroler Brüder Reinhold und Günther Messner im Jahr 1970 – ohne Flaschensauerstoff durch die Rupalwand zu klettern, den Gipfel des Nanga Parbat zu überschreiten und auf der Westseite des Bergs ins Diamirtal abzusteigen. Günther Messner war damals in der Diamirflanke ums Leben gekommen.

Im Sommer 2017 hatte Holecek im Karakorum mit seinem Landsmann Zdenek Hak im Alpinstil eine neue Route durch die Südwestwand des Achttausenders Gasherbrum I eröffnet.

Datum

5. September 2018 | 12:59

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