Große Fahrt
Ich gehe fremd. Nicht meiner Frau, sondern den Bergen. Zumindest vorübergehend. Für zweieinhalb Wochen werde ich nämlich ein Seemann. Wenn das mal gut geht! Eigentlich habe ich immer ein flaues Gefühl in der Magengrube, wenn ich mich an Bord eines Schiffes begebe. Ich fühle mich dann so ausgeliefert, fremdbestimmt. Mein erster Blick geht stets zum Rettungsboot, verbunden mit der bangen Frage, ob auch alle Passagiere hineinpassen oder wie einst auf der Titanic gesiebt werden muss: Frauen und Kinder zuerst.
Mein Zuhause für zweieinhalb Wochen
Windstärke acht, drei Meter Wellen?
In den Bergen kann ich das Risiko einschätzen. Ich weiß, was ich kann, was nicht und welche objektiven Gefahren drohen. Aber auf dem Meer? Dort bin ich nicht mehr als ein klitzekleiner Spielball der Naturgewalten. Aber ich muss meine Bedenken wohl oder übel über Bord werfen. Denn ich heuere am kommenden Dienstag in Wellington in Neuseeland als Reporter auf einem deutschen Forschungsschiff an, Es trägt einen wohlklingenden Namen, der Wärme und Wohlbehagen verspricht: „FS Sonne“. Doch der jüngste Wochenbericht macht nicht gerade Mut. Tagelang konnten die Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Meereswissenschaften an der Universität Kiel nicht arbeiten: Windstärke acht und drei Meter hohen Wellen. Das klingt nach Spucken.
Schnapszahl-schnell
Knapp 100 Meter ist die „Sonne“ lang, 14 Meter breit. Die Reisegeschwindigkeit beträgt zwölf Knoten, verrät das Handbuch. Das sind 22,22 Stundenkilometer. Eine Schnapszahl, wie beruhigend. Und dazu kann die „Sonne“ 50 Tage lang auf See sein, wenn der Kapitän nicht allzu sehr auf die Tube drückt. Der Einsatzbereich des Schiffes lautet „Große Fahrt“.
Und auf eine solche begebe ich mich heute. Ich reise um die halbe Welt: Köln-Frankfurt-Singapur-Christchurch-Wellington heißen die Stationen, ehe ich als bekennendes Landei an Bord gehen kann.
Diesmal schaue ich nicht Sportlern über die Schulter, sondern Wissenschaftlern, die Methanhydrat-Vorkommen am Meeresgrund erforschen. Meinen Blog von Bord findet ihr auf der Future-Now-Seite der Deutschen Welle. Hier ist der Link. Besucht mich doch auch mal dort!
Nach der Ausfahrt werde ich übrigens noch ein paar Tage mit einem Wohnmobil über die Nordinsel Neuseelands düsen. Dann haben mich die Berge zurück und ich werde mich wieder im Blog Abenteuer Sport melden. Spätestens.
P.S. Für den gestrigen Eintrag gilt natürlich: April, April!