Das Tor zur Hölle
Eigentlich sollte das Wetter in Neuseeland im April stabil sein. Ist es auch. Stabil schlecht. Die Prognose für die nächsten Tage verspricht jedenfalls, das, was der heutige Ostermontag geboten hat: Regen, Regen und noch einmal Regen. Und das, wo ich mich doch zur Stunde im alpinen Herzen der Nordinsel befinde, im Tongariro Nationalpark. Ich wollte den legendären „Tongariro Crossing“ wandern, vorbei an den Vulkanen Mount Tongariro (1987 Meter), Mount Ngauruhoe (2291 Meter) und Mount Ruapehu (2797 Meter). „Da musst du wohl ein andermal wiederkommen“, sagte die freundliche Dame im Informationszentrum in Turangi. „Für die nächsten Tage ist Dauerregen, Schneefall und Sturm vorhergesagt. Du würdest dein Leben riskieren und von den Vulkanen doch nichts sehen.“ Na toll! Das war es dann wohl.
Ein Vulkänchen
Kleiner Vulkan
Das schlechte Wetter aussitzen kann ich leider nicht. Am Freitag bin ich auf einen Flug über Los Angeles nach Frankfurt gebucht. Dann mache ich meine Weltumrundung komplett. Immerhin, ein paar kleine Vulkane habe ich ja gesehen. In den letzten beiden Tagen besuchte ich die Thermalgebiete rund um die Stadt Rotorua. Meine Schwefelration für die nächsten sechs Monate habe ich dort innerhalb von Stunden geschnüffelt. Der Teufel lässt grüßen. Nicht umsonst heißt eine der spektakulärsten Stellen „Hell`s Gate“, das Tor zur Hölle. So getauft hat es der britische Schriftsteller George Bernhard Shaw (1856-1950), als er einst das Areal besuchte und schwer beeindruckt war. Die Erdkruste ist hier extrem dünn, gerade einmal 1,5 bis zwei Kilometer stark. An einer Stelle ist in den letzten Jahren sogar ein kleiner Matsch-Vulkan entstanden, der munter vor sich hin raucht. Zweieinhalb Meter misst er bereits und wächst weiter.
Schwein in zwei Stunden gar
Überall steigt aus Kratern Dampf auf, im Wasser und Matsch blubbert und zischt es. Die Wassertemperatur beträgt bis zu 110 Grad Celsius. Die Maori, die Ureinwohner Neuseelands, kochten früher in diesen Tümpeln. Angeblich wäre ein ausgewachsenes Schwein in zwei Stunden gar.
Kochen im Vulkan-Wasser
Im Maori-Dorf Whakarewarewa (nein, kein neuer Song von Shakira) wird diese traditionelle Art des Kochens noch gepflegt. Ich kostete ein so zubereitetes Gericht namens „Hangi“. Es schmeckte ausgezeichnet, zu meiner Erleichterung überhaupt nicht nach verfaulten Eiern.
Schampus mit Arsen
Den Edelschampus aus dem „Champagner-Pool“ in Waiotapu würde ich allerdings nicht probieren. Denn dieser rund 60 mal 60 Meter große vulkanische Teich, der an seinen Ufern in Orange- und Gelbtönen schimmert, enthält neben Schwefel, Gold und Silber auch Quecksilber und Arsen.
Champagner-Pool im Regen
Die Verbindung zum Champagner erschloss sich mir nicht. Vielleicht war ich auch einfach nicht in Sektlaune. Ich wurde nämlich von Minute zu Minute nasser und sah im Dauerregen die Chance schwinden, den Vulkanen Neuseelands aufs Dach zu steigen. Ich werde wohl noch einmal wiederkommen müssen.