Der oder die Putha Hiunchuli?
Was macht einen Berg zur Frau? In knapp vier Wochen brechen wir nach Nepal auf, um uns am 7246 Meter hohen Putha Hiunchuli zu versuchen. Oder sollte ich sagen: „an der … Putha Hiunchuli“? Ins Grübeln gebracht hat mich Joachim, einer der Teilnehmer unserer Expedition (ich werde euch die Bergsteiger vor Beginn der Reise noch vorstellen). „Über die weite Distanz erscheint mir dieser Berg irgendwie weiblich zu sein“, schrieb mir der Duisburger in einem Nebensatz. Meinte er vielleicht die anmutige Form des Bergs?
Egal warum, mir geht es wie Joachim. Ich bin versucht, die – statt wie überall niedergeschrieben – der Putha Hiunchuli zu sagen. Liegt es an meiner Vergangenheit als Lateiner? In dieser toten Sprache, die an den Schulen lebendig gehalten wird und mich bis in die mündliche Abiturprüfung begleitete, ist der Vokal „a“ am Ende eines Wortes ein deutlicher Hinweis auf feminin. Möglich, dass ich deshalb dazu neige, den Berg zu „verweiblichen“.
Mal so, mal so
Ein System, warum ein Himalaya-„Berg-a“ im Deutschen mit dem Artikel „die“ versehen wird, ist kaum zu erkennen: Die Annapurna, aber der Chomolungma (tibetischer Name des Mount Everest); die Shishapangma, aber der Kangchendzönga; die Ama Dablam, aber der Kangtega. Daraus soll einer schlau werden. Es hat nichts damit zu tun, dass die wörtliche Übersetzung auf eine Frau oder eine Göttin hinweist. Für die Ama Dablam („Mutter und ihre Halskette“) oder Annapurna („Göttin der Fülle“) mag das zutreffen, nicht aber für die Shishapangma („Bereich oberhalb der grasbewachsenen Ebene“). Dann müsste es auch die und nicht der Chomolungma („Göttinmutter der Erde“) heißen.
Dreimal „a“ macht weiblich?
Vielleicht muss der Buchstabe „a“ im Bergnamen ja auch mindestens dreimal enthalten sein, damit wir zum weiblichen Artikel greifen. Die drei Beispiele aus Nepal sprechen dafür. Aber warum bezeichnen wir dann den höchsten Berg Südamerikas als den Aconcagua? Ich gebe auf. Wahrscheinlich entscheidet blanke Willkür, welchen Artikel wir verwenden. Und irgendwann bürgert er sich dann eben in unserem Sprachgebrauch ein. Eigentlich ist es auch schnurzpiepegal, ob mir nun an dem oder an der Putha Hiunchuli die Luft wegbleibt. Wobei ich es doch sympathischer fände, wenn mir eine Frau den Atem nähme.