Mingma Gyalje Sherpa: „Perfekte Teamarbeit am K2“
Das Basislager am K 2, dem zweithöchsten Berg der Erde, wird sich in den kommenden Tagen leeren. Andrzej Bargiel und seine polnischen Mitstreiter erklärten ihre Skiexpedition für beendet, nachdem sie ihren Gipfelversuch am Wochenende wegen zu hoher Lawinengefahr beendet hatten. Auch der Schwede Fredrik Sträng und sein pakistanischer Begleiter drehten um. Die kommerziellen Anbieter Furtenbach Adventure und Himalayan Experience hatten bereits zuvor das Handtuch geworfen.
Mingma Gyalje Sherpa, Chef des Veranstalters Dreamers Destination, kann dagegen hoch zufrieden nach Nepal zurückreisen. Unter Leitung des 31-Jährigen hatte am Freitag ein zwölfköpfiges Team den 8611 Meter hohen Gipfel erreicht. Es waren die ersten Gipfelerfolge am K 2 seit 2014, als Mingma dort ebenfalls zu den erfolgreichen Bergsteigern gehört hatte und ohne Atemmaske aufgestiegen war. Im Frühjahr 2017 hatte der überaus leistungsstarke Sherpa bereits mit Kunden die Achttausender Dhaulagiri und Makalu bestiegen. Anfang des Sommers hatte er am Nanga Parbat mit seinem Team den Gipfelgrat erreicht, war sich aber unsicher gewesen, ob sie wirklich den höchsten Punkt erwischt hatten. Ich habe Mingma nach seinem Erfolg am K 2 einige Fragen ins Basislager geschickt. Hier sind seine Antworten:
Mingma, zunächst einmal Glückwunsch an dich und dein Team. Tolle Leistung! Einige Expeditionsleiter waren umgekehrt, weil sie die Lawinengefahr für zu hoch hielten. Was machte dich zuversichtlich, dass es doch klappen könnte?
Eine wichtige Rolle bei unserem Erfolg hat unser guter Wetterbericht gespielt. Es war noch recht windig, als wir in Lager 2 und 3 waren. Ich war sicher, dass der Wind den gesamten Neuschnee wegblasen würde und rechnete deswegen nicht mit Lawinen. Unser Team bestach durch seine Geschlossenheit. Alle hörten auf das, was ich sagte, und arbeiteten perfekt zusammen. Und so waren wir am Ende erfolgreich.
Wie waren die Bedingungen am Gipfeltag?
Ich glaube, an keinem anderen Achttausender sind die Gipfeltage so hart wie am K 2. Die Route zum Gipfel führt über sehr viel Eis. Diese Passagen sind mit tiefem Schnee bedeckt, was die Lawinengefahr erhöht. Wir mussten beim Spuren sehr vorsichtig sein. Ich fand es in diesem Jahr noch eisiger als 2014. Es war wirklich schwer, den Gipfelgrat zu erreichen. Allerdings war die Bedrohung durch Lawinen niedriger, weil die meisten Tage windig waren und der Schnee hart gefroren war.
Ich nehme an, dass ihr wegen des vielen Neuschnees eine Menge spuren musstet. Wer hat diesen harten Job übernommen?
Einige haben Seile getragen, andere gesichert, wieder andere gespurt. Es war Teamarbeit. Wir mussten auf den schneebedeckten Eispassagen mehr Fixseile legen als vorher gedacht.
Ist jemand unter den zwölf Besteigern ohne Flaschensauerstoff unterwegs gewesen?
Sorry, diesmal habe ich Sauerstoff benutzt, sonst wäre es nicht möglich gewesen, den Gipfel zu erreichen. Aber Nima Nuru Sherpa aus dem Dorf Thame in Nepal und Fazal aus Pakistan haben es ohne Flaschensauerstoff geschafft.
Du hattest ein sehr starkes Sherpa-Team an deiner Seite – mit insgesamt rund 50 Everest-Besteigungen auf dem Konto. War das der Schlüssel für den K 2?
Einerseits ja, andererseits nein. Unser Sherpa-Team war stark und sehr erfahren, aber Everest und K 2 liegen in verschiedenen Ländern mit verschiedenen Kulturen des Bergsteigens. Die Arbeit am K 2 ist schwieriger als am Everest, weil deutlich weniger Teams unterwegs und die Wetterbedingungen unvorsehbar sind.
In meinem letzten Blogartikel habe ich dich wegen deiner Erfolge in diesem Jahr den „Achttausender-Bergsteiger der Saison“ genannt. Wirst du eigentlich nie müde? Was ist dein Erfolgsgeheimnis?
Danke für das Kompliment. Eigentlich werde ich nur müde, wenn ich jeden Tag untätig im Zelt schlafen muss. Ich liebe es einfach zu klettern, dabei werde ich nicht müde. Und deshalb bin ich erfolgreich.