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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Rettungsaktion am Mount Everest läuft

Rettungsaktion im Everest-Basislager

Rettungsaktion im Everest-Basislager

Mein Herz ist schwer. Meine Gedanken sind bei den Menschen in Nepal – und auch bei den Bergsteigern am Mount Everest. Nach dem verheerenden Erdbeben vom Samstag steigt die Zahl der Toten unaufhörlich. Inzwischen ist sie im ganzen Land auf über 2000 gestiegen. Und auch aus dem Basislager auf der nepalesischen Seite des Everest werden immer mehr Opfer gemeldet. Die Erdstöße hatten – wie berichtet – eine riesige Lawine vom gegenüber dem Everest liegenden Siebentausender Pumori ausgelöst, die das Basislager auf 5300 Metern getroffen hatte. Heute wurde das Gebiet von einem starken Nachbeben der Stärke 6,7 auf der Richterskala erschüttert. „Drei weitere kleine Lawinen. Alles gut. Pfiu!!!“, twittert der rumänische Alex Gavan. Der deutsche Bergsteiger Ralf Dujmovits berichtet mir eben per Satellitentelefon, dass ein sehr starkes Nachbeben auch auf der tibetischen Nordseite zu spüren gewesen sei: „Es ist aber nichts passiert. Die Sherpas haben erzählt, dass das gestrige Beben eine Lawine am Nordsattel ausgelöst hat. Dabei ist jedoch niemand zu Schaden gekommen.“

Mindestens 17 Tote geborgen

Bild der Verwüstung

Bild der Verwüstung

Ang Tshering Sherpa, Präsident des nepalesischen Bergsteiger-Verbands NMA sprach gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters von mindestens 17 geborgenen Leichen und über 60 verletzten Bergsteigern auf der nepalesischen Südseite des Everest. Mehr als 20 Verletzte wurden per Hubschrauber nach Pheriche ausgeflogen, einem auf 4371 Metern gelegenen kleinen Dorf, wo die Himalayan Rescue Association seit vielen Jahren eine kleine Klinik unterhält. Die Ärzte dort dürften kaum auf eine so große Anzahl an Verletzten vorbereitet sein. Doch ein Weitertransport in die Hauptstadt Kathmandu macht derzeit wenig Sinn, da die dortigen Krankenhäuser überfüllt sind.

Eisbruch-Route „relativ intakt“

Die mit Aluminiumleitern und Fixseilen gesicherte Route durch den Khumbu-Eisbruch oberhalb des Basislagers war durch das Beben teilweise zerstört worden. In den Lagern 1 und 2 auf über 6000 Metern sitzen deshalb noch mehr als 100 Bergsteiger fest. Die ersten Kletterer wurden mit dem Hubschrauber nach unten geflogen. Inzwischen konnten auch einige Bergsteiger durch den Eisbruch absteigen. Ein Mitglied des US-Expeditionsveranstalters Mountain Trip berichtete, dass die Route „relativ intakt“ sei. Auch in den Hochlagern gebe es einige Verletzte, die nun nach unten gebracht würden. Andere litten an Höhenkrankheit. Im Basislager spreche man inzwischen von mindestens 20 Toten aus, zahlreiche Bergsteiger würden noch vermisst. Drei Opfer aus den USA wurden bereits namentlich benannt. Es handelt sich um eine Expeditionsärztin, einen Kameramann und einen Bergsteiger, der beim Internetkonzern Google einen Führungsposten innehatte.

Eine Tragödie unter sehr vielen

Kathmandu am Tag danach

Kathmandu am Tag danach

Schon mit den jetzt geborgenen 17 Toten ist das Unglück das schlimmste in der Geschichte des Everest-Bergsteigens. Im vergangenen Jahr waren bei einem Lawinenabgang im Khumbu-Eisbruch 16 nepalesische Bergsteiger ums Leben gekommen. Angesichts der inzwischen über 2000 Erdbeben-Toten in ganz Nepal ist die gestrige Lawine am Everest eine Tragödie unter sehr, sehr vielen.

Update 13.15 Uhr MESZ: Ein Vertreter des nepalesischen Tourismusministeriums spricht nun von mindestens 22 Toten am Everest. 17 Leichen seien im Basislager geborgen worden, fünf weiter unten. In der Region um den höchsten Berg der Erde würden insgesamt noch über 200 Menschen vermisst.

P.S.: Für alle, die für die Erdbebenopfer in Nepal spenden wollen, hier zwei Möglichkeiten: 1) Aktion Deutschland Hilft und Bündnis Entwicklung Hilft (ADH & BEH Commerzbank, IBAN DE53 200 400 600 200 400 600, Stichwort ARD: „Erdbeben Nepal“, BIC: COBADEFFXXX 2) Sir Edmund Hillary Stiftung Deutschland (Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, IBAN DE 76 7115 2570 0620 6210 11, BIC: BYLADEM1MIB)

Datum

26. April 2015 | 9:56

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