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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Sir Ed’s Asche

Der Mount Everest ist immer für eine Schlagzeile gut. Vor einigen Tagen stand in den meisten deutschen Zeitungen zu lesen, dass in diesem Frühjahr die Asche des Erstbesteigers Sir Edmund Hillary am Gipfel verstreut werde. Apa Sherpa, Rekordhalter mit bisher 19 Besteigungen des höchsten Bergs der Erde, wolle die Asche auf den höchsten Punkt auf 8850 Metern bringen. Kein Wunder, dass fast alle Agenturen und Gazetten auf diese Nachricht abfuhren. Die Zutaten stimmten einfach: Everest, Hillary, Tod, Rekord, Gefahr. Dass die Aktion aber kurz darauf abgeblasen wurde, war in Deutschland kaum noch einem Blatt eine Meldung wert.


Das Gipfeldreieck des Mount Everest auf der nepalesischen Seite des Bergs: Hillary und Tenzing stiegen vom Südsattel (re.) auf.

Zwei Lieblingsplätze

Es lohnt sich, genauer hinzusehen. Zu Lebzeiten hatte sich Edmund Hillary gewünscht, dass seine Asche an den beiden Plätzen verstreut würde, die er am meisten liebte: zum einen im Hafen seiner Heimatstadt Auckland in Neuseeland, zum anderen im Khumbu-Gebiet in Nepal. Dort liegen neben dem Mount Everest auch jene Orte, in denen Sir Ed nach der Gründung seines Hilfsorganisation Himalayan Trust unter anderem Schulen und Krankenhäuser bauen ließ.
Nachdem Hillary 2008 im Alter von 88 Jahren gestorben war, wurde zunächst der größte Teil seiner Asche im Hafen Aucklands verstreut. Nun sollte also Teil zwei seines letzten Willens erfüllt werden. Doch Lamas, spirituelle buddhistische Lehrer, warnten, es sei „unheilvoll“, Asche an einem heiligen Ort zu verstreuen. Die buddhistischen Sherpas glauben, dass auf dem Gipfel des Mount Everest eine Göttin wohnt. Jetzt soll Hillarys Asche in Khumjung bleiben. Das wäre sicher auch im Sinne des Verstorbenen. In dem Dorf im Khumbu feiert 2011 die erste Schule des Himalayan Trust ihren 50. Geburtstag.


Erinnerung an Sir Ed: ein von ihm unterschriebener neuseeländischer Geldschein mit seinem Konterfei

Begegnung mit Sir Ed

Ich hatte das Glück, den charismatischen Bergsteiger im Jahr 2000 in Österreich zu treffen und befragen zu dürfen. Ich bewunderte, mit welcher Geduld Edmund Hillary immer wieder diese eine Geschichte erzählte, die alle Welt hören wollte: über die Erstbesteigung des Mount Everest mit Tenzing Norgay am 29. Mai 1953. Doch der damals 81-Jährige wurde auch nicht müde, für seine Hilfsprojekte zu werben. Fast fünf Jahrzehnte lang sammelte Hillary Spendengelder für seinen Himalayan Trust. Die humanitäre Arbeit, so der Neuseeländer im Jahr 2000, sei ihm wichtiger als die Besteigung des Everest.
Dem heutigen kommerziellen Bergsteigen am höchsten Berg der Erde konnte Sir Ed übrigens nichts abgewinnen. Und Hillary hätte sicher den Kopf darüber geschüttelt, dass in diesem Frühjahr der erst 13 Jahre alte US-Amerikaner Jordan Alexander Romero den Mount Everest besteigen will. Muss ich noch erwähnen, dass fast alle deutschen Zeitungen darüber berichteten?

Auszüge aus Interview mit Sir Edmund Hillary im Jahr 2000

P.S.: Wer Geld übrig hat und es sinnvoll spenden will: Die Sir Edmund Hillary Stiftung Deutschland (Spendenkonto Nr. 620 621 011, Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee, BLZ 711 525 70) freut sich.

Datum

14. April 2010 | 8:07

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