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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Steck: „Ich werde am Everest auf Distanz gehen“

Ueli Steck

Ueli Steck

Die Erlebnisse am Mount Everest im Frühjahr 2013 haben Ueli Steck verändert. „In dem Moment, in dem für mich klar wurde, dass die Sherpas mich töten wollten, brach für mich eine Welt zusammen“, schreibt der 40 Jahre Schweizer Top-Bergsteiger in seinem neuen Buch „Der nächste Schritt“  (das ich euch schon vorgestellt habe). „Danach war mein Blick auf die Welt ein anderer. Weil ich niemandem mehr so recht traute, zog ich mich zurück.“ Im Frühjahr 2017 wird Ueli zum Everest zurückkehren – um zu versuchen, den höchsten Berg der Erde und anschließend den 8516 Meter hohen Lhotse zu überschreiten. Ich habe mit dem Schweizer über den Everest gesprochen:

Ueli, wofür steht der Mount Everest für dich persönlich?

Der Everest ist der höchste Berg der Welt. Wenn dich das Höhenbergsteigen interessiert, ist er mit 8848 Metern Höhe schon eine Dimension für sich und damit der interessanteste und spannendste Berg.

Everest, Lhotse und Makalu (v.l.)

Everest, Lhotse und Makalu (v.l.)

Du hattest am Everest 2013 – wie du in deinem neuen Buch auch beschreibst – ein traumatisches Erlebnis, als ein Sherpa-Mob dir nach dem Leben trachtete. Hast du das Gefühl, dass du diese Geschichte verarbeitet hast?

Was heißt verarbeiten? Solche Sachen prägen dich für dein ganzes Leben. Das werde ich immer mit mir herumtragen. Aber ich glaube schon, dass ich jetzt damit umgehen kann. Die Geschichte hat einen Platz bei mir gefunden.

Ziehst du auch Lehren daraus für deinen nächsten Besuch im kommenden Frühjahr?

Klar. Ich habe mit vielen Leuten darüber geredet. Du kannst überall auf der Welt negative Menschen treffen, das muss man einfach akzeptieren. Das gilt auch für den Everest.

Glaubst du, dass du künftig in der Lage bist, solchen Konflikten aus dem Weg zu gehen?

Ich denke, ich werde viel mehr auf Distanz gehen. Das ist die einzige Lösung. Aber es gibt auch sehr viele gute Sherpas und andere gute Einheimische. Es ist nur ein kleiner Teil, der ein bisschen komisch ist. Und diesen Leuten musst du eben aus dem Weg gehen. Das ist wie in einer großen Stadt, in der du auch zusehen musst, dass du nicht im falschen Viertel herumläufst.

Ueli im Oktober beim IMS in Brixen

Ueli im Oktober beim IMS in Brixen

Du hast dir die Überschreitung von Everest und Lhotse vorgenommen – wie schon 2013 geplant, mit dem Aufstieg über die Westschulter?

Das wäre natürlich die schönste, die ideale Variante. Es wäre mein großer Traum, wenn es so klappt. Aber wir müssen schauen, wie die Verhältnisse sind. Das kann man hier und jetzt noch nicht sagen. Vielleicht muss ich die Überschreitung auch erst einmal über die Normalroute machen, und dann erst im nächsten Schritt über die Westschulter. Ich sehe das ganz realistisch.

Du gehst das Projekt mit Tenji Sherpa an, mit dem du schon oft unterwegs warst, auch 2012 am Everest. Ist er dir als Kletterpartner gewachsen?

Als Kletterpartner sicher nicht, aber als Höhenbergsteiger schon, weil er die Höhe gut verträgt. Bei einem Partner kommt es nicht nur darauf an, wie gut er ist. Sehr wichtig ist auch, wie man sich versteht. Das ist für mich auch ein großer Teil des Projekts, dass wir zusammen bergsteigen gehen. 

Aber wenn du auf Geschwindigkeit kommst, sind schon ganz andere zurückgefallen.

Klar. Wenn es dann nicht aufgeht, ist das eben so. Das kann aber auch mal auf die andere Seite kippen, dass ich platt bin und jemand anderer weitergeht.   

Nach der erfolgreichen Saison 2016 wird es wahrscheinlich auch 2017 wieder voll im Basislager und dann auch am Berg. Ist das für dich kein Problem?

Wenn du ein einigermaßen guter Bergsteiger bist, gehst du einfach neben den Fixseilen vorbei. Das ist für mich absolut kein Thema.

Beim Training mit David Göttler an der Aiguille Verte

Beim Training mit David Göttler an der Aiguille Verte

Wie trainierst du für den Everest?

Ich habe das Volumen schon recht stark erhöht. Ich habe ein paar Ideen, wie ich anders trainieren kann, auch in Bezug auf Höhentraining, damit es auch möglich wird. Bisher hat es noch niemand geschafft, ohne Flaschensauerstoff vom Everest auf den Lhotse herüber. Das ist schon eine große Herausforderung. Ich glaube, dass ich dazu fähig bin, mich aber auch optimal darauf vorbereiten muss. Ich mache sehr viele Höhenmeter, damit sich mein Körper daran gewöhnt.

Du hast den Everest 2012 bereits ohne Flaschensauerstoff bestiegen, weißt also, dass du diese Höhe verkraftest. Hilft dir dieses Wissen?

Ja sicher. Das ist das, was ich eben angeschnitten habe. Wenn ich am Everest bin und merke, hej, das ist jetzt noch eine Spur zu groß, über die Westflanke aufzusteigen und den Gipfel zu überschreiten, probiere ich es erst einmal über die Normalroute. Man macht beim Bergsteigen Schritt für Schritt, da muss man realistisch sein. Das ist genau der Tick, dass man sich mit der Zeit ein Wissen aufbaut, dass Sachen dann ganz normal werden.

Zum Abschluss: Was machst du an Weihnachten?

Ich verbringe Weihnachten mit meiner und Nicoles Familie (Nicole ist Uelis Ehefrau). Und dann gehen wir ein paar Tage zum Klettern.

Datum

20. Dezember 2016 | 19:05

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