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Treffpunkt - Buluşma Noktası

Türkische und deutsche Kultur im Dialog

Spurensuche

Das „integrierte“ Leben der Beutetürken

Ob der Islam nun zu Deutschland oder nicht gehört darüber wurde ausreichend diskutiert. Aber dass die Menschen mit türkischen und muslimischen Hintergrund zu Deutschland gehören, steht außer Frage.

Die Türken, die als Gäste in den sechziger Jahren nach Deutschland kamen, waren beileibe nicht die Ersten. Vor ihnen waren schon die Beutetürken da gewesen. Das waren die Türken, die in den osmanischen Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts gefangen genommen und nach Deutschland und Österreich verschleppt worden waren. Es war wahnsinnig schick, sich an seinem Hof einen Türken zu halten. Ob Kammer- oder Hoftürke, sie waren beide Beutetürken.

In Deutschland regierte das Prinzip „cuius regio, eius religio“. Mit anderen Worten: Das, was der Chef glaubte, mussten auch die Untertanen glauben. Da noch keine Demokratie herrschte, wurden die Beutetürken zwangsweise einem intensiven Unterricht in deutscher Sprache und christlicher Religion unterzogen. Dann wurden sie getauft. Diese Türkentaufen sollen ein großer Spaß gewesen sein – für das Publikum. In ihrer Beliebtheit hatten sie einen ähnlichen Stellenwert wie die Vollstreckung von Todesstrafen und das Verbrennen von Hexen. Der Türke musste zwar vor seiner Taufe ausrufen, dass er ein „Türk“ und ein verdammter Mensch sei, das war es dann aber auch schon, denn das christliche Weihwasser erlöste ihn dann von seinem jämmerlichen türkischen Zustand. So einfach war das damals mit der Integration. Mit ihren eigenen Untertanen gingen die Herrschenden auch nicht weniger zimperlich um.

Ali und Hassan zum Beispiel verschlug es in das Charlottenburger Schloss in Berlin. Sie hießen nun Friedrich Ali und Friedrich Wilhelm Hassan. Die Königin soll sehr liebevoll mit den beiden, die ihre Diener waren, umgegangen sein. Sie erhielten in der Schlossstraße ein Freihaus. Zum Abschied soll sie immer „Adieu Hassan, Adieu Ali“ gesagt haben. Oder war es nur die weit verbreitete Unsitte, die auch heute noch vorhanden ist,  Menschen türkischer Herkunft mit ihren Vornamen anzureden? Manch einer von ihnen machte Karriere und gelangte zu einem Adelstitel: Ludwig Maximilian Mehmet von Königstreu (1660-1726) ist ein schönes Beispiel hierfür.

Die Einflüsse der türkischen Kultur auf Mitteleuropa, in Folge der osmanischen Kriege, waren außerordentlich. In Architektur, Malerei und Literatur finden sich unzählige Beispiele dafür.

Komponisten, immer darauf bedacht neue Töne und Klänge zu finden, integrierten nicht nur Melodien und Akkorde der osmanischen Musik in ihre Arbeiten, sondern übernahmen auch Musikinstrumente in ihre Orchester. So sind das Becken die Basstrommel und die Glocke bis heute Bestandteil der Symphonieorchester.

Wolfgang Amadeus Mozart verarbeitete sie in seiner Komposition „Rondo alla turka“ und seine Oper „Die Entführung aus Serail“ wurde der Einfachheit halber gleich die „Türkenoper“ genannt. Beethoven bezog türkische Musikinstrumente in seine neunte Sinfonie mit ein.

Die Einflüsse der türkischen Kultur sind heute noch spürbar und sollten in manche gegenwärtige Diskussionen stärker mit eingebracht werden.

Datum

Mittwoch, 26.09.2012 | 11:29

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