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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Betreutes 8000er-Bergsteigen?

Mount Everest und Lhotse (Bildmitte)

Mount Everest und Lhotse (Bildmitte)

Karfreitag wird es spannend in Kathmandu. An diesem Tag treffen sich in der nepalesischen Hauptstadt Vertreter der Himalaya-Staaten China, Pakistan, Indien und Nepal. Sie diskutieren einige Vorschläge, die Nepal auf den Tisch gelegt hat. So soll künftig jedem Achttausender-Bergsteiger verpflichtend ein einheimischer Bergführer zur Seite gestellt werden. An 7000ern würde nach den Vorstellungen Nepals ein lokaler Führer für je drei Bergsteiger vorgeschrieben, an niedrigeren Bergen einer pro Expedition. Geplant sei das Ganze, „um die Risiken zu senken und Unfälle zu verhindern“, sagt Ang Tshering Sherpa, Präsident des Nepalesischen Bergsteigerverbands (NMA).  In die meisten Unfälle am Mount Everest seien ausländische Bergsteiger verwickelt, die ohne lokale Bergführer unterwegs seien.

Neue Jobs

Ang Tshering Sherpa

Ang Tshering Sherpa

Außerdem, so der 60-Jährige, würde man so noch zwei andere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen könnten die Führer den Bergsteigern dabei helfen, die vorgeschriebenen acht Kilogramm Müll vom Everest herunterzubringen: „Einzelne Bergsteiger sind mit der Zeit erschöpft, wenn sie dort oben sind. Sie haben keine Kraft mehr, auch noch Müll herunterzubringen, und am Ende vermehren sie sogar den Unrat auf dem Everest.“ Zum anderen brächte die neue Regel neue Jobs für Nepal.

Weder Messner noch Steck

Ueli Steck In der Annapurna-Südwand

Ueli Steck In der Annapurna-Südwand

Sollte der Plan Realität werden, wäre dies ein bedeutender Eingriff in die Freiheit der Bergsteiger und würde besonders die Topbergsteiger treffen. Reinhold Messners Alleingang am Everest im Jahr 1980 wäre unter einer solchen Regelung ebenso unmöglich gewesen wie Ueli Stecks beeindruckendes Solo in der Annapurna-Südwand im vergangenen Oktober. Für diese Pioniertat war der Schweizer vor anderthalb Wochen mit dem Piolet d’Or ausgezeichnet worden, dem Oscar der Bergsteiger.

„Neue“ Achttausender

Bei dem Treffen am Karfreitag in Kathmandu will Nepal auch einen anderen Vorstoß zur gemeinsamen Sache aller Himalaya-Staaten machen. Sechs bisherige Achttausender-Nebengipfel sollen zu eigenständigen Bergen erklärt werden: der Westgipfel des Kangchendzönga (alias Yalung Kang, 8505 m), der Mittel- (8473 m) und der Südgipfel (8476 m) desselben Massivs, der Lhotse-Mittelgipfel (8410 m) und der Lhotse Shar (8382 m) sowie der Broad Peak-Mittelgipfel (8011 m). Der Weltverband der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) hatte bei seiner Generalversammlung im Oktober 2013 in Pontresina in der Schweiz die Entscheidung darüber vertagt, ob er zusätzliche Achttausender anerkennt oder nicht. Die nächste Chance böte sich vom 16. bis 18. Oktober dieses Jahres. Dann kommt die UIAA in Flagstaff in den USA zu ihrer nächsten Generalversammlung zusammen.

Datum

9. April 2014 | 21:22

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