Herbert Wolf, der bergsteigende Polizist
Eine Polizeieinheit namens Cobra? Da denken die meisten wohl an eine Fernsehserie: die älteren Zuschauer an „Kobra, übernehmen Sie!“ aus den 1960er Jahren, die jüngeren an die Autobahn-Cops von „Alarm für Cobra 11“. In Österreich jedoch ist Cobra nicht Polizei-Fiktion, sondern Realität. Der Name steht für eine etwa 450 Mann starke Anti-Terroreinheit, vergleichbar mit der GSG 9 der Bundespolizei in Deutschland. „Ich habe dort eine intensive Freundschaft zwischen Kollegen erlebt, wie ich sie vorher nicht gekannt habe“, sagt Herbert Wolf. „Die drei Jahre möchte ich nicht missen.“ Doch das Kapitel Cobra ist abgeschlossen. Aus dem Verbrecherjäger ist ein Bergsammler geworden. Herbert leitet unsere Expedition zum Siebentausender Putha Hiunchuli, die heute in einer Woche beginnt.
Fast nie zu Hause
„Irgendwann ließ sich das intensive Bergsteigen nicht mehr mit der Arbeit in der Spezialeinheit verbinden“, erzählt der 44-Jährige. Er wechselte zur Alpin-Polizei nach Bad Ischl im Salzkammergut. Dort widmet sich Herbert nun allen Arten von Unfällen in den Bergen, ob beim Skifahren, Wandern, Klettern oder Mountainbiken. „Es könnte ja auch Fremdverschulden vorliegen.“ Wenn er als Bergführer in den Himalaya, den Karakorum, nach Patagonien oder sonst eine Bergregion reisen will, stellt ihn sein Arbeitgeber frei.
Herbert hat seit sieben Jahren „eine ganz liebe Freundin. Die hat mich kennen gelernt, wie ich bin: fast nie zu Hause, immer auf den Bergen unterwegs, dazwischen mein Job als Polizist. Sie zeigt dafür sehr viel Verständnis, und darüber bin ich froh.“ Herbert hat aus erster Ehe einen 24 Jahre alten Sohn, seine Freundin eine 17-jährige Tochter.
Optimale Gipfelchance für jeden
Die Erfahrungen als Polizist helfen Herbert auch bei seiner Arbeit als Expeditionsleiter: „Ich habe in meinem Job mit unterschiedlichsten Charakteren zu tun. Da kriegt man mit der Zeit ein Gefühl, wie man mit Menschen in schwierigen Situationen umgeht.“ In erster Linie will der Bergführer alle Teilnehmer wieder gesund nach Hause bringen, „aber der Erfolg ist natürlich noch größer, wenn der eine oder andere von uns am Gipfel stand.“
Ein Expeditionsleiter bewegt sich auf einem schmalen Grat. Die Mannschaft ist ein bunt zusammen gewürfelter Haufen Bergbegeisterter. Doch damit hören die Gemeinsamkeiten auch fast schon auf. Einige Bergsteiger haben mehr Erfahrung in großer Höhe als andere. Auch das Leistungsvermögen schwankt. „Es wird sicherlich nicht einfach für mich, für jeden die richtige Taktik anzulegen“, ahnt Herbert. „Aber das ist die Herausforderung, jedem die optimale Gipfelchance zu geben.“
Herberts Expeditionsbilanz bei einem guten Kaffee
Keinen Traumberg
Der Österreicher hat bereits vier Achttausender bestiegen: die Shishapangma (2000), den Cho Oyu (1998 und 2006), den Nanga Parbat (2004) – und auch den Mount Everest (2007). Herbert führte einen Kunden auf den höchsten Berg der Erde. Beide benutzten ab einer Höhe von 8000 Metern Atemmasken.
Auch nach dem Mount Everest auf dem Boden geblieben
Einen Traumberg habe er nicht, sagt der bergsteigende Polizist aus dem Salzkammergut. „Jeder Berg hat seinen Reiz, seine eigene Charakteristik. Es muss nicht immer ein Achttausender sein.“ Herbert schätzt an den Bergen auch die Stille, die Möglichkeit, mit sich selbst ins Gespräch zu kommen. Unter Umständen muss ein Expeditionsleiter aber auch einmal laut werden. Schließlich trägt er die Verantwortung für die Sicherheit der Teilnehmer. „Das letzte Wort habe ich“, versichert Herbert, schränkt aber gleich ein: „Seit 2004 bin ich für Amical alpin als Bergführer auf Expeditionen und Trekkings unterwegs. Das letzte Wort habe ich Gott sei Dank aber noch nie gebrauchen müssen.“