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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Müde, kaputt, aber angekommen

Lager 2

Ich bin noch nie einen Marathon gelaufen. Meine Knie würden das nicht mitmachen. Aber heute fühle ich mich so, als wäre ich gut 40 Kilometer gelaufen. Dabei waren es nur 2,7 – die allerdings bergauf. Von Lager 1 auf 5500 Metern nach Lager 2 auf 6100 Metern. Alle sind angekommen, fast alle auf dem Zahnfleisch. Expeditionsleiter Herbert und die beiden Pembas spielen in einer anderen Liga. Der Lagerplatz liegt in einer geschützten Mulde mit einer beeindruckenden Aussicht auf die Berge Nepals.

Strammer Wind

Der Wetterbericht passte. Als wir heute morgen aufstanden, begrüßte uns ein wolkenloser Himmel. Etwa zehn Zentimeter Schnee waren gefallen. Das erschwerte den Aufstieg zusätzlich zu zwei erwarteten Faktoren. Zum einen mussten wir noch schwerere Rucksäcke tragen, weil neben der Hochlagerverpflegung auch Daunenschlafsäcke und Schlafmatten nach oben geschleppt werden mussten. Zum anderen blies uns, wie von den Wetterforschern angekündigt, ein strammer Wind ins Gesicht. Jeder kämpfte gegen den inneren Schweinehund, vor allem oberhalb des französischen Lagers auf etwa 5900 Metern. Dort zehrte ein Steilaufschwung an den Kräften. Und auch als sich der Hang danach etwas zurücklegte, wurde es kaum besser. Der Wind hatte die Spur der Vorauslaufenden fast schon wieder zugeweht. Bei jedem zweiten Schritt sackte ich tief ein. Meine Unterschenkel zitterten, meine Lunge brüllte um Hilfe.

Michael auf 5920 Metern

Trotzköpfe

Schön, aber anstrengend

Ich begann, mir Fixpunkte zu setzen und die Entfernung bis dorthin in Schritten zu schätzen. Dann zählte ich. Ich verschätzte mich natürlich permanent, aber es lenkte wenigstens ein bisschen ab. Nach gut fünf Stunden erreichte ich mit letzter Kraft das Lager. „Zwei Schindereien haben wir hinter uns, zwei warten noch auf uns“, versuchte uns Herbert aufzumuntern. „Ich war 37 Mal versucht umzudrehen“, gestand Achim und fragte mich nach meiner Quote. „Ich dürfte auch in dem Bereich gelegen haben“, antwortete ich. Doch langsam aber sicher entwickeln wir uns zu Trotzköpfen – wenn wir es nicht schon vorher gewesen sein sollten. So schnell kehren wir nicht um.

Die französische Kleinexpedition, von der ich euch berichtet hatte, gelangte übrigens nicht bis zum Gipfel. Zu viel Wind und zu viel Schnee. Während ich diese Zeilen schreibe, hat es wieder zu schneien begonnen.

PS: Wo wir gerade sind, könnt ihr über den Link auf der rechten Seite sehen.

Datum

18. Oktober 2011 | 16:42

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