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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Schneeschauer und eine Maus

Schnee in Lager 1 (r. Sergio)

Das hatten wir nicht bestellt: Kaum waren wir in Lager 1 auf 5500 Metern eingetroffen, begann es zu schneien. Nicht ergiebig, keine dicken Flocken, eher Graupel, aber stark genug, um unsere gute Laune zumindest kurzfristig zu trüben. Das wird doch wohl nach all den Tagen mit Bilderbuchwetter nicht der Vorbote einer Schlechtwetterfront sein!

Kein Wettrennen

Als wir heute morgen aufstanden, war alles wie immer. Die Sonne begrüßte uns von einem wolkenlosen Himmel. In aller Ruhe frühstückten wir noch gemeinsam. Dann hieß es Abschied nehmen. Von Brigitte Eibl, die im Basislager auf uns wartet, von Brigitte Bayr und Hans, die, wie berichtet, erst morgen aufsteigen. Und von unserem Küchenteam, das uns viel Glück wünschte. „Lasst euch mit dem Aufstieg nach Lager 1 Zeit. Wir müssen kein Wettrennen gewinnen“, schärfte uns Herbert ein.

Blöder Steinbruch

Vier Musketiere

Wir brachen gegen 10 Uhr ganz gemütlich auf. Der Rucksack zog jedoch kräftig an den Schultern. Schließlich mussten wir die Hochlagerverpflegung für vier Tage hinaufschleppen. Dazu je zwei Gaskartuschen und was an Daunenkleidung nötig ist, um einen 7000er wie den Putha Hiunchuli zu besteigen. Michael brachte es auf den Punkt, als wir uns auf halber Strecke trafen: „Ich steige jetzt zum dritten Mal diesen Steinbruch hinauf, habe aber nicht das Gefühl, dass es schneller und leichter geht – oder sogar schöner wird. Einen Trost aber habe ich: In meinem Leben werde ich diese Gletschermoränen bestimmt nicht mehr hinauflaufen müssen.“

Nach gut drei Stunden trafen wir fast als geschlossene Mannschaft in Lager 1 ein. Lediglich Sergio und Herbert hatten ein Tempo vorgelegt, dem wir anderen nicht folgen konnten oder wollten. Die beiden erwarteten uns am Lagerplatz. Sergio hatte bereits Schnee zum Schmelzen gesammelt, Herbert mit dem Eispickel ein Loch in einen kleinen Gletschersee geschlagen, aus dem wir Wasser schöpfen konnten. Die beiden hatten auch eine fette Maus beobachtet, die sich an einigen unserer Zelte zu schaffen gemacht hatte.

Ankunft in Lager 1

Wie eine Schnecke

Über die Geröllwüste

Den Lagerplatz 1 teilen wir mit einer französischen Expedition, die den Berg mit einer anderen Taktik besteigen will,  der „strategie de l´escargot“, der Taktik der Schnecke: Sehr langsam aufsteigen, mehr Hochlager als sonst üblich aufschlagen, oben bleiben. So viel Muße haben wir nicht. Donnerstag soll unser Gipfeltag sein, Freitag wäre unter Umständen auch noch möglich, ist aber eher unwahrscheinlich. Herbert hat nämlich eben den neuen Wetterbericht abgerufen. Dienstag und Mittwoch soll es keine Niederschläge geben, morgen allerdings ziemlich starken Wind. Der wird sich nach der Prognose übermorgen wieder legen. Am Donnerstag wird gutes Wetter erwartet. Unser Plan könnte also aufgehen. Anschließend soll es vier Schlechtwettertage mit Schneefall bis auf 5000 Meter hinunter geben. Also nichts wie los! Nach einer hoffentlich erholsameren Nacht als zuletzt in Lager 1 wollen wir morgen das nächsthöhere Lager auf 6100 Metern beziehen. Dorthin wird sich wohl kaum eine Maus verirren und Zelte anknabbern.

P.S. Die Berichte in den nächsten Tagen werden sicher ein bisschen kürzer ausfallen als bisher. Ich muss mit meinen Kräften haushalten. Ich will schließlich, wenn möglich, auch den Gipfel erreichen. Wo wir gerade sind, könnt ihr auf der rechten Seite des Blogs sehen. (als Link: ‚Wo wir gerade sind’ – „Spot Messenger“)

Datum

17. Oktober 2011 | 16:56

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