Neun Lawinentote im Mont-Blanc-Gebiet
Seit Tagen ist das Wetter hier in den Tiroler Bergen sehr wechselhaft. Für das Wochenende sagen die Wetterfrösche sogar einen Wintereinbruch in höheren Lagen voraus. Bei unserer heutigen Brotzeit auf einer Bank in etwa 1400 Metern Höhe bekamen wir einen kleinen Vorgeschmack darauf. Plötzlich wurde es empfindlich kalt. Schnell kramten wir Pullover und Jacken heraus. Immerhin blieben wir diesmal trocken. Als wir nach unserer gut sechsstündigen Wanderung heimkehrten, erfuhr ich von dem schlimmen Lawinenunglück am Mont Blanc – wenige Tage nach der Tragödie am Lagginhorn in der Schweiz die nächste Hiobsbotschaft.
Vermisste meldeten sich zurück
Neun Bergsteiger konnten nach einem Lawinenabgang am 4465 Meter hohen Mont Maudit nur noch tot geborgen werden. Für drei Deutsche, drei Briten, zwei Spanier und einen Schweizer kam jede Hilfe zu spät. 15 Bergsteiger wurden verletzt. Vier weitere, die zunächst vermisst worden waren, meldeten sich später unversehrt zurück. Sie hatten teils auf die geplante Tour verzichtet, teils eine andere Route gewählt. Das war ihr Glück.
Starke Winde
Die Opfer wurden in etwa 4000 Metern Höhe von der Lawine erwischt. Es wird vermutet, dass sich eine 40 Zentimeter dicke Eisplatte gelöst und die Schneemassen in Bewegung gesetzt hat. Möglicherweise, so vermuten die Behörden, habe ein Bergsteiger die Lawine losgetreten. In den vergangenen Tagen hatte es im Mont-Blanc-Massiv in großer Höhe immer wieder geschneit. Einige Schneebretter waren bereits abgegangen. Starke Winde erhöhten die Lawinengefahr.
Schwerstes Lawinenunglück seit 2008
In der Hochsaison im Sommer versuchen sich täglich bis zu 500 Bergsteiger am Mont Blanc, dem mit 4810 Metern höchsten Berg der Alpen. Das heutige Lawinenunglück war das schwerste in dem Massiv seit 2008. Damals waren am Mont Blanc du Tacul (4248 Meter) acht Bergsteiger ums Leben gekommen, darunter vier Deutsche. Der Mont Maudit liegt unweit davon am Nordostgrat des Mont Blanc, einer beliebten Aufstiegsroute. Mont Maudit heißt übersetzt übrigens „Verfluchter Berg“.