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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Ein Tag in den Bergen mit Gerlinde und Ralf

Wiedersehen mit Gerlinde und Ralf

Wiedersehen mit Gerlinde und Ralf

An diesem Tag muss man einfach auf die Berge steigen. Strahlender Sonnenschein, 20 Grad warm und gute Fernsicht. Da mag sich der eine oder andere gedacht habe, ich schnüre meine Wanderstiefel und steige einsam zur 2581 Meter hohen Kassianspitze auf. Doch er hatte die Rechnung ohne die drei Kleinbusse gemacht, die auf einen Schlag hundert Wanderer ausspuckten, die sich im Pulk auf den Weg zum Gipfel machten. Der „International Mountain Summit“ hatte zum „IMS Walk“ mit Gerlinde Kaltenbrunner und Ralf Dujmovits eingeladen. Es ist eine gute und wohl einzigartige Tradition, dass die Organisatoren der Veranstaltung die Spitzenbergsteiger, die beim IMS ihre Vorträge halten, dazu „verdonnern“, mit Bergfreunden wandern zu gehen. Stars zum Anfassen.

Gerlinde und Ralf passen gut in diese Rubrik. Denn obwohl Gerlinde als erste Frau alle 14 Achttausender ohne Flaschensauerstoff bestiegen hat und Ralf der erste Deutsche war, der auf den 14 höchsten Bergen der Welt stand (nur am Mount Everest 1992 griff er zur Atemmaske), sind beide geerdet geblieben. Starallüren sind ihnen fremd. Geduldig beantworten sie alle Fragen, lassen sich mit den Wanderern fotografieren oder geben Autogramme.

Gerlinde will kein Popstar sein

Latzfonser Kreuz

„Halb so wild“, sagt Gerlinde. „Beim IMS treffen sich Bergfreunde aus aller Welt, wirklich ausnahmslos Interessierte, das gefällt mir.“ Ich frage sie, ob sie sich dabei nicht wie ein Popstar vorkomme. „Nein, wie ein Popstar fühle ich mich überhaupt nicht. So möchte ich auch gar nicht sein.“ An der frischen Luft, in den Bergen ist Gerlinde auch viel lockerer als noch beim Vortrag am gestrigen Abend. Dort hatte man ihr die Konzentration und Anspannung förmlich angesehen. Ralf und Gerlinde hatten die Zuhörer im ausverkauften Forum in Brixen mit ihren spannenden und authentischen Schilderungen über ihre Abenteuer an den 14 Achttausendern begeistert.

Abschreckung am Everest

Im Frühjahr waren Ralf und Gerlinde wieder am Mount Everest. Gerlinde bestieg mit David Göttler in der unmittelbaren Nachbarschaft des höchsten aller Berge den Fast-Achttausender Nuptse – als einzige Seilschaft, während am Everest der Bär tobte. „Noch krasser kann es kaum werden, ein schrecklicher Anblick“, beschreibt Gerlinde die lange Reihe der Gipfelanwärter. „Das hat für mich mit Bergsteigen nichts mehr zu tun.“ Ralf passierte in Gegenrichtung die Aufsteigenden. Er hatte seinen Versuch ohne Flaschensauerstoff auf dem Südsattel in etwa 8000 Meter Höhe abgebrochen, weil er sich nicht wohl fühlte. Die Massen hätten ihn abgeschreckt und auch zu der spontanen Äußerung bewegt, das Kapitel Everest sei für ihn endgültig abgeschlossen, erzählt Ralf. Jetzt, fünf Monate später, hört sich das schon etwas anders an: „Es kann schon sein, dass doch noch einmal eine andere Entscheidung daherkommt.“

Die Seniorenabteilung

Abstieg

Es war schön, wieder einmal ein paar Stunden mit Gerlinde und Ralf gemeinsam unterwegs gewesen zu sein. Trotz der vielen Teilnehmer hatte ich Gelegenheit, eine Weile mit beiden über gestern, heute und morgen zu plaudern. Als Ralf und ich deswegen etwas verspätet den Gipfel der Kassianspitze erreichten, meinte er zu den anderen mit einem Augenzwinkern: „Hier kommt die Seniorenabteilung.“ Ich fühlte mich fast geehrt.  😉

P.S. Über die Gespräche mit Gerlinde und Ralf (vor allem über die chaotischen Zustände am Mount Everest) werde ich euch nach meiner Rückkehr aus Brixen noch ausführlicher berichten.

Datum

21. Oktober 2012 | 19:43

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