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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Everest-Winterbesteigung im Jobcenter

Schrittzähler anlegen und hinauf!

Wofür der arme Everest alles herhalten muss! Die Schlagzeile „Arbeitslose stürmen den Mount Everest“ weckt meine Neugier. Und ich staune nicht schlecht, als ich weiterlese: Das Jobcenter in Brandenburg an der Havel hat sich etwas ganz Besonderes (und nach Ansicht der Verantwortlichen wahrscheinlich wahnsinnig Originelles) einfallen lassen, um seine Klientel in Bewegung zu bringen. 18 Langzeit-Arbeitslose und vier Mitarbeiter des Jobcenters werden in den nächsten 40 Tagen einen Schrittzähler tragen und sollen virtuell den höchsten Berg der Erde besteigen. Einmal in der Woche werden die Werte in den Computer eingespeist. „Dann wird jeder Gruppe gezeigt, an welcher Berghütte sie gerade ist“, sagt eine Sprecherin der Arbeitsagentur. Berghütte am Everest? Ah ja. 

Nicht in die Sahara 

Man habe für die Aktion drei virtuelle Touren zur Wahl gehabt: neben dem Everest noch eine Sahara-Durchquerung und eine Amazonas-Wanderung. „Der Mount Everest schien wegen des hier herrschenden Winters am besten geeignet“, erklärt die Sprecherin. Soso. Und warum 40 Tage? Vielleicht weil Jesus 40 Tage in der Wüste war? Ach nein, man hat sich ja gegen die Sahara-Durchquerung entschieden.

Wahrscheinlich werden die Arbeitslosen nun einen guten Monat lang alle verfügbaren Treppen des Jobcenters hinaufsprinten, um Höhenmeter zu machen. Bei geschlossenen Flurfenstern und mit Tuch vor dem Mund, um die dünne Luft zu simulieren. Und die Hand immer schön am Fix-Geländer. 

Kein Siegerpreis, schade! 

Die Arbeitsagentur legt Wert darauf, dass sich die „Bergsteiger“ freiwillig gemeldet haben. Wahrscheinlich um klarzumachen, dass es sich bei der Aktion nicht (!) um ein verpflichtendes Jobangebot handelte, das Hartz-IV-Bezieher nicht ablehnen durften. Am 11. Januar wird in Brandenburg an der Havel abgerechnet. Dann spuckt der Computer aus, wer dem Gipfel des Mount Everest laut Schrittzähler am nächsten gekommen ist. Einen Siegerpreis soll es nicht geben. Schade eigentlich, ich hätte dafür einen guten Vorschlag: einen Job als Everest-Hüttenwirt.

Datum

4. Dezember 2012 | 17:22

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