Sushi am Südsattel
Das Wetterfensterln am Everest geht weiter. Seit vergangenem Samstag herrscht bei beständig gutem Wetter reges Treiben auf dem Dach der Welt. Inzwischen haben mehr als 400 Bergsteiger den höchsten Punkt der Erde auf 8850 Metern erreicht. Kaum möglich, da noch den Überblick zu behalten. Unter den vielen Gipfel-Glücklichen waren auch ein Mann ohne Hände und zwei Schauspieler aus Nepal. Noch nicht ganz oben ist der Oldie Yuichiro Miura. Aber gut gegessen hat er.
In ganz neuer Rolle
Die 26 Jahre alte Nisha Adhikari, eine bekannte Schauspielerin aus „Kollywood“, dem nepalesischen Hollywood in Kathmandu, erreichte heute früh den Gipfel, drei Tage nach ihrem Schauspiel-Kollegen Arjun Karki. Eigentlich ist es nur eine Frage der Zeit, wann ein Filmregisseur auf die Idee kommt, daraus eine Schmonzette mit den beiden als Hauptdarstellern zu drehen. Ob die Gipfelerfolge von Adhikari und Karki offiziell anerkannt werden, ist noch offen. Beide hatten keine offizielle Genehmigung, den Everest zu besteigen, sondern liefen beim Expeditionsveranstalter unter „High Altitude Workers“, waren also quasi Sherpas. Selten so gelacht.
Ohne Prothesen
Ordnungsgemäß angemeldet war der 30 Jahre alte Sudarshan Gautam, ein Nepalese, der inzwischen in Kanada lebt. Mit 16 Jahren hatte er bei einem Unfall an einer Hochspannungsleitung beide Hände verloren. Jetzt erreichte Sudarshan den Gipfel des Everest, ohne Prothesen, wie das nepalesische Tourismusministerium mitteilte. Sudarshan hatte seinen Aufstieg unter das Motto „Disability is not inability“ gestellt, Behinderung ist nicht Unfähigkeit.
Tod nach dem Gipfel
Zwei weitere Todesfälle sind zu beklagen. Nach offiziellen Angaben aus Kathmandu starben ein 34 Jahre alter Südkoreaner und ein 35 Jahre alter Bergsteiger aus Bangladesh oberhalb von 8000 Metern, nachdem sie den Gipfel erreicht hatten. Der Koreaner sei ohne Flaschensauerstoff unterwegs gewesen. „Die genaue Todesursache ist unbekannt, aber die Höhe hat eine Rolle gespielt“, sagte ein Vertreter des Tourismusministeriums. Wer hätte das gedacht?
Schön langsam
Zeit hat und nimmt sich der japanische Seniorenbergsteiger Yuichiro Miura. Der 80-Jährige, der einen neuen Everest-Altersrekord aufstellen will, ist inzwischen mit seinem Sohn Gota auf dem Südsattel auf 7980 Metern eingetroffen. Zur Belohnung gab es einheimische Kost „in der höchsten Sushi-Bar der Welt“, wie es auf Miuras Internetseite heißt. „Ich fühle mich besser als 1970, als ich hier mit 37 Jahren erstmals hinaufgeklettert bin”, sagt Yuichiro. Wegen seines fortgeschrittenen Alters hatte Miura noch eine Nacht in einem Zwischenlager auf 7500 Metern verbracht. Vor dem Gipfel ist ein weiteres Zusatzlager geplant, auf 8500 Metern. Wie Edmund Hillary und Tenzing Norgay vor 60 Jahren. Damals war Miura auch schon 20 Jahre alt.
Und hier zum Abschluss noch ein weiterer Harlem Shake vom Everest, nach dem von der Nordseite diesmal einer von der Südseite: