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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Doppel-Absturz an der Königsspitze

Königsspitze

Dass eine Seilschaft abstürzt, kommt leider immer wieder vor. Dass aber gleich zwei Mannschaften innerhalb weniger Stunden fast an der selben Stelle eines Bergs zu Tode stürzen, geschieht eher selten. An der 3851 Meter hohen Königsspitze in Südtirol passierte am vergangenen Sonntag genau das. Vormittags erwischte es drei Bergsteiger aus der Lombardei. Vor den Augen zweier Freunde verlor das angeseilte Trio oberhalb des Königsjochs in etwa 3500 Meter Höhe plötzlich den Halt und stürzte 500 Meter tief die Ostrinne hinab. Die Bergretter konnten nur noch die Leichen bergen. Am Abend mussten sie erneut ausrücken, nachdem ein Hüttenwirt Alarm geschlagen hatte. 

Weckt Erinnerungen an 1997 

Drei Südtiroler Bergsteiger waren von ihrer Besteigung der Königsspitze nicht zurückgekehrt. Die Retter fanden ihre Leichen und rekonstruierten, dass die Bergsteiger nur 50 Meter von der ersten Unglücksstelle entfernt ebenfalls abgerutscht sein mussten. Es wird vermutet, dass beiden Seilschaften nasser Schnee auf blankem Eis zum Verhängnis wurde. Die Passage werde gerne unterschätzt, hieß es. Ein schwarzer Sonntag an der Königsspitze, der Erinnerungen weckt an einen schwarzen Dienstag: Am 5. August 1997 waren am selben Berg innerhalb weniger Stunden zwei Seilschaften mit insgesamt sieben Bergsteigern in den Tod gestürzt. 

Mehr Bergtote in Österreich, weniger in der Schweiz 

Noch liegen nicht alle Bergunfallstatistiken für das Jahr 2012 vor. Der Österreichische Bergrettungsdienst (ÖBRD) und der Schweizer Alpen-Club (SAC) haben jedoch bereits ihre Zahlen veröffentlicht. In Österreich bargen die Bergretter im vergangenen Jahr 173 Tote. 2011 waren es 160 gewesen. Auffallend hoch war 2012 mit 130 Toten der Anteil der Wanderer in „leichtem“ Gelände. Die Opferzahlen im Fels, auf Klettersteigen, bei Skitouren und auf Skipisten lagen dagegen unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre.

In der Schweiz starben 2012 insgesamt 95 Bergsportler, fast ein Drittel weniger als im Vorjahr (151 Tote). Der SAC führt den Rückgang auf das miese Wetter an vielen Wochenenden zurück – „sicher zum Leidwesen vieler Berggänger, günstig war dies hingegen für die Notfallbilanz.“

P.S. Wegen des Mordanschlags am Nanga Parbat kam ich erst jetzt dazu, mich den Ereignissen an der Königsspitze zu widmen.

P.P.S.: Am Sonntag endet die Vorwahl zum Online-Star 2013 – siehe rechte Blog-Seite! Danke für eure Unterstützung.

 

Datum

26. Juni 2013 | 18:03

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