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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

David Göttler: „Moral ist tipptopp!“

David Göttler im Basislager (© The North Face)

Beißen sich die Winterbergsteiger am Nanga Parbat ihre Zähne aus? Seit acht Wochen belagert eine polnische Expedition den Achttausender in Pakistan, seit gut sechs Wochen eine italienisch-deutsche Mannschaft. In der vergangenen Woche scheiterte auch der zweite Gipfelversuch beider Teams. Simone Moro und David Göttler stiegen bis Lager drei auf, kehrten dann aber wegen des schlechten Wetters um. Ich habe David einige Fragen ins Basislager geschickt. Der 35-Jährige Münchner antwortete prompt:

David, auch der zweite Gipfelversuch war nicht erfolgreich, auf 6800 Metern war Schluss. Wie schwer war es für euch, erneut umzudrehen?

Diesmal war es ein wenig schwerer. Weil das Wetter noch nicht so schlecht war, als wir uns zum Umdrehen entschlossen haben. Aber wir wussten, es geht sich nicht aus, und deshalb war es sicher die richtige Entscheidung. Auch weil es wirklich sehr kalt war! Noch im Abstieg hat es dann wie erwartet komplett zugemacht und zu schneien angefangen. Oben wäre die Orientierung schwer geworden oder gar unmöglich. Und der starke Wind am kommenden Tag hätte sicherlich jeden Gipfelversuch vereitelt. Also haben wir wertvolle Kraft gespart und auch keine Erfrierungen davon getragen.

Wie steht es um Simones und deine Moral, nach sechs Wochen am Berg und zwei gescheiterten Versuchen? Besteht die Gefahr eines Lagerkollers?

Die Moral ist immer noch tipptopp! Keine Gefahr von Lagerkoller oder sonst etwas –  was aber nicht heißt, dass mir das Warten hier leicht fällt. Im Gegenteil, ich denke, es ist, wie so oft, der schwierigste Teil einer Expedition.

Das Team um Tomek Mackiewicz ist sogar noch zwei Wochen länger als ihr vor Ort. Was glaubst du, wie lange halten eure polnischen Freunde noch durch?

Die sind ja vielleicht sogar noch ausdauernder. Ich denke, ihnen geht es wie uns: Jeder hier ist froh, wenn er wieder nach Hause kommt. Aber wir wollen alle hier den Berg besteigen. Deshalb nehmen wir noch weitere Warterei in Kauf!  

So lange in großer Höhe, das zehrt auch an den körperlichen Kräften. Wie fit fühlst du dich noch?

Ich fühle mich immer noch gut und fit. Vorgestern habe ich zum Beispiel eine Trainingseinheit hoch ins ABC (vorgeschobenes Basislager) gemacht und wieder zurück: 38 Minuten hoch, 15 Minuten runter. Das tut gut bei den vielen Tagen im BC (Basislager). Ich mache auch jeden Tag, wenn es das Wetter im BC zulässt, meine Yoga-Einheit. Ich denke, durch die niedrige Höhe hier im BC kann man sich immer gut erholen.

Für wann plant ihr den nächsten Gipfelversuch?

Wenn ich das wüsste! Wir müssen geduldig sein, und im Moment ist noch kein gutes Wetterfenster in Aussicht.

Abendstimmung im Hochlager (© The North Face)

Abendstimmung im Hochlager (© The North Face)

Dreimal ist göttlich, sagt das Sprichwort. Hoffst du, dass das auch fürs Winterbergsteigen am Nanga Parbat gilt?

Natürlich! Das wäre der Jackpot … aber alles ist hier Inschallah.

Musst du den Gipfel unbedingt erreichen, um diese Winterexpedition in deiner persönlichen Einschätzung als Erfolg verbuchen zu können?

Das ist es, weshalb ich hier hergekommen bin. Aber trotzdem weiß ich, die Chancen stehen sehr niedrig, dass es klappt. Und ich bin auch jetzt schon mehr als zufrieden!

Der Nanga Parbat ist neben dem K 2 der einzige Achttausender, der sich bisher allen Versuchen widersetzt hat, ihn im Winter zu besteigen. Verstehst du inzwischen besser, warum dort schon so viele Topbergsteiger in der kalten Jahreszeit gescheitert sind?

Das habe ich davor auch schon verstanden oder gewusst, dass es einfach im Winter andere Spielregeln hat als im Sommer. Und klar, jetzt, wo ich das Spiel auch mal erlebt habe, kann ich es noch besser nachvollziehen.

Datum

18. Februar 2014 | 19:14

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