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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Patagonisches

Traumberge Patagoniens: Fitz Roy (l.) und Cerro Torre (r.)

Traumberge: Fitz Roy (l.) und Cerro Torre (r.)

Es gibt noch einige weiße Flecken auf meiner Wunsch-Weltkarte. Patagonien gehört dazu. Die Granitberge dort zählen nicht zu den höchsten, aber gewiss zu den schönsten Bergen der Welt. Jahr für Jahr ziehen sie Top-Kletterer aus aller Herren Länder an – und schicken sie häufig wieder unverrichteter Dinge heim. An kaum einem anderen Ort ist das Wetter so wechselhaft und unberechenbar wie in den Bergen am Südzipfel Südamerikas. Aus Patagonien erreichten uns zuletzt eine gute und eine traurige Nachricht.

Wahnsinnstraverse

Tommy Caldwell am Nordpfeiler des Fitz Roy

Tommy Caldwell am Nordpfeiler des Fitz Roy

Für Begeisterungsstürme in der Kletterszene sorgten Alex Honnold und Tommy Caldwell. Die beiden US-Amerikaner durchstiegen erstmals die so genannte „Fitz-Traverse“. Sie überschritten die komplette Gipfelgruppe um den Fitz Roy. Für die mehr als fünf Kilometer lange Kletterstrecke über sieben Gipfel und teilweise messerscharfe Grate benötigten die beiden fünf Tage. Für den 28 Jahre alten Honnold, der bisher vor allem mit Speed-Begehungen und Free-Solos, sprich ungesicherten Klettereien, für Furore gesorgt hatte, war es das erste Projekt in Patagonien – und dann gleich so ein Paukenschlag. Der 35 Jahre alte Tommy Caldwell hat sich vor allem mit Freikletter-Touren  an den legendären Granitwänden des Yosemite Valley einen Namen gemacht. Was ihn antreibt, hat Tommy einmal sehr einprägsam beschrieben: „I don’t know what’s wrong with me, but I love this shit.” (Ich weiß nicht, was mir fehlt, aber ich liebe diesen Scheiß.)

Chad Kellogg von Felsbrocken erschlagen

Chad Kellogg (1971-2014)

Chad Kellogg (1971-2014)

Zum Verhängnis ist der Fitz Roy einem anderen Topkletterer aus den USA geworden. Chad Kellogg starb, als er im Abstieg von einem Felsbrocken getroffen wurde. Er wurde nur 42 Jahre alt. Chad hatte in den letzten Jahren vor allem an den hohen Bergen Nepals seine Spuren hinterlassen. Mit seinem Landsmann David Gottlieb gelang ihm 2011 die Erstbesteigung des 6625 Meter hohen Pangbuk Ri. Dreimal versuchte Kellogg vergeblich, am Mount Everest  den Geschwindigkeitsrekord ohne Flaschensauerstoff zu brechen. Nach seinem letzten, auf 8300 Meter Höhe gescheiterten Versuch im Frühjahr 2013 schrieb Chad: „Letzten Endes bedeutet Leben, für jeden Moment zu leben. In diesem Sinne bereue ich nichts, weil jeder Moment ein Geschenk ist.“ R.I.P.

P.S. Ich weiß, ich bin mit dieser Geschichte ein bisschen spät dran, bitte aber um Nachsicht. Die Winterspiele in Sotschi ließen mir wenig Zeit ;-).

Datum

24. Februar 2014 | 18:58

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