Blinder Kletterer Andy Holzer will auf den Everest
„Ich habe mich entschlossen, mit meinen Freunden auf große Reise zu gehen.“ Mit diesen fast lapidar klingenden Worten kündigt Andy Holzer sein bisher spektakulärstes Projekt an. Der blinde Bergsteiger will auf das Dach der Welt, den Gipfel des Mount Everest. Am 2. April bricht der 47 Jahre alte Österreicher mit seinen Freunden Andreas Unterkreuter, Wolfgang Klocker und Daniel Kopp nach Nepal auf, um den höchsten Berg der Erde zu besteigen. „Mein Antrieb ist ganz einfach das Bewusstsein, eine Chance im Leben nutzen zu wollen“, schreibt Andy auf seiner Homepage. „Nie zuvor und wahrscheinlich auf Grund der so schnell vergehenden Jahre wohl auch niemals danach werde ich noch mal in solch körperlicher, mentaler und auch logistischer Verfassung sein, dieses ‚heimliche‘ Traumziel eines jeden richtigen Bergsteigers greifen zu können.“ Kurz gesagt: Jetzt oder nie!
Mehr als nur „ein geiler Gedanke“
Als ich Andy im vergangenen Oktober beim International Mountain Summit in Brixen nach dem Everest gefragt hatte, hatte er eine Reise dorthin zwar als „geilen Gedanken“ bezeichnet, aber noch abgewiegelt. Der höchste aller Berge sei „jetzt nicht das absolut fokussierte Ziel“, sagte Holzer damals. Der Everest ist der einzige der „Seven Summits“, der höchsten Berge aller Kontinente, der ihm noch in seiner Sammlung fehlt. Doch Andy ließ durchblicken, wie sehr ihn der Everest fasziniert: „Ich glaube, wer nicht seine Tränen in den Augen spürt, wenn er den Hillary Step hinaufsteigt und die letzten Meter zum höchsten Punkt dieser Erde geht, der hat auf keinem Berg etwas verloren. Wenn da keine Emotion ist!“
Andy Holzer: Everest-Reise ist ein geiler Gedanke
Immer schön im Dunkeln
Andy und seine Helfer wollen mit Flaschensauerstoff aufsteigen. Das sei eine Selbstverständlichkeit, schreibt Holzer und verweist auf die für ihn als Blinden höhere Gefahr auszukühlen. „Es ist auf Grund des Temperaturhaushaltes eigentlich unmöglich, ohne künstlichen Sauerstoff im Gleichschritt eines anderen Bergsteigers zu steigen. Wenn mein Freund auch nur zehn Meter von mir entfernt wäre, kann ich nicht mehr weitergehen, weil ich seine Steigeisen nicht mehr exakt knarren höre, und ich bleibe auf der Strecke.“ Außerdem verzichte er ja schon auf ein anderes Hilfsmittel, meint Andy scherzhaft: „Ich steige ohne Stirnlampe, und das auch bei Tageslicht. Also immer schön im ‚Dunkeln‘.“
Sollte der Österreicher den höchsten Punkt auf 8850 Metern erreichen, wäre er der zweite Blinde auf dem Mount Everest. Der US-Amerikaner Erik Weihenmayer hatte 2001 den Everest bestiegen. Mit Erik zusammen hat Andy auch schon einmal bei einer Klettertour in den Lienzer Dolomiten in Osttirol eine „doppel-blinde“ Seilschaft gebildet.