Gipfeltag mit maximalem Erfolg
„Das ist auch eine Premiere für mich“, freut sich Expeditionsleiter Luis. „Alle 13 Teilnehmer am Gipfel, dazu unsere beiden Nepalesen und ich selbst, und das bei der Erstbesteigung eines Siebentausender. Wahnsinn!“ Der Kokodak Dome ist kein weißer Fleck mehr auf der Weltkarte der Berge. Wir haben den 7129 Meter hohen Berg im Westen Chinas am heutigen 24. Juli erstbestiegen. Für alle im Team geht damit ein Traum in Erfüllung. „Es ist besonders schön, dass niemand enttäuscht nach Hause fahren muss.“ Selbst unser Ältester, Richard, stand mit 69 Jahren ganz oben.
Mäßige Steigung
Das Wetter spielt an unserem Gipfeltag leider nicht mit. Im Gegensatz zu fast allen unseren Tagen in Kirgistan und China verstecken sich die Berge diesmal hinter dichten Wolken. Sie ziehen mit schnellem Tempo die Hänge des Kokodak Dome empor. Immerhin hat Luis mit seiner Schneeprognose ins Schwarze getroffen. Als wir um 3 Uhr von Lager 2 in 6300 Meter Höhe aufbrechen, sind seine und Chhongbas Tritte im Schnee vom Vortag gut durchgefroren. Die Temperaturen sind mit minus sieben Grad Celsius moderat. Und auch mit seiner Erwartung, wie sich das Gelände oberhalb unseres Lagers entwickelt, liegt Luis goldrichtig. Die Steigungen sind moderat. Wir können uns an die immer dünnere Luft gewöhnen, ohne zunächst an die letzte physische Grenze gehen zu müssen. Ein Kinderspiel ist es dennoch nicht. Im Gipfelbereich auf über 7000 Metern wird der Sauerstoff nur noch mit etwa 40 Prozent des Drucks in unsere Lungen gepresst wie auf Meereshöhe.
Freudentränen
„Wir können erstmals den Gipfel sehen“, gibt Luis irgendwann am Vormittag per Funk durch – etwas voreilig. Als er mit der schnellsten Gruppe die Gipfelzone erreicht, muss er feststellen, dass mehrere Bergspitzen fast gleich hoch aussehen. Luis schickt Manuel und André auf zwei Erhebungen und macht schließlich den richtigen Gipfel des Kokodak Dome aus. Dort bläst ein starker Wind, eigentlich eher ein Sturm. Die obligatorischen Gipfelbilder mit Wimpeln oder Ähnlichem (mein Andenken (l.) kennen treue Blogleser längst) sind nur schwer zu realisieren. Ich habe mich eigentlich auf den Blick hinunter auf die Takla Makan gefreut. Doch daraus wird nichts. Statt der Wüste nur ein Wolkenmeer. Dennoch sind Churchy und ich ergriffen. Vor Tagen haben wir noch darüber gesprochen, dass wir es nie für möglich gehalten hätten, einmal als Erstbesteiger auf einem Siebentausender zu stehen. Tränen kullern unsere Wangen hinunter, als wir uns in den Armen liegen. Kein Grund, sich zu schämen.
P.S. Wegen des Sturms am Gipfel habe ich vergessen, den Spot-Messenger (GPS) einzuschalten. Das müssen dann irgendwann die Zweitbesteiger erledigen. 😉 Morgen räumen wir Lager 2, übermorgen Lager 1.