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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Everest-L(e)it(er)anei

Südseite des Mount Everest

Südseite des Mount Everest

Eine Leiter am Hillary Step? Diese Geschichte ist einfach nicht totzukriegen. Im Frühjahr hatte – wie berichtet – ein nepalesischer Regierungsvertreter Journalisten gesteckt, dass es in Kathmandu entsprechende Überlegungen gebe. Der diesjährigen Generalversammlung des Weltverbands der Bergsteiger und Kletterer (UIAA) in Flagstaff in den USA war das Thema sogar Punkt 1 ihrer Abschluss-Pressemitteilung wert. „Als eines der symbolträchtigsten Wahrzeichen gehört der Mount Everest der gesamten Menschheit“, heißt es in der Erklärung der UIAA. „Deshalb sollte die Besteigung dieses großartigen Bergs jenen vorbehalten sein, die sich das nötige Können und die Erfahrung erarbeitet haben, um den höchsten Punkt der Erde zu erreichen.“

Und die Leiter auf der Nordseite?

Die UIAA lehne „dauerhafte Strukturen“ auf den Aufstiegsrouten ab, „weil sie den Wert der Leistung herabsetzen, das Abenteuer verderben und den Missbrauch dieses heiligen Platzes, den wir Mount Everest nennen, fördern würden“. Fallen darunter auch die ständigen Materialdepots, die die Veranstalter der kommerziellen Expeditionen gerne oberhalb des gefährlichen Khumbu-Eisbruchs anlegen würden, damit die Sherpas nicht Jahr für Jahr dieselben Ausrüstungsteile hinauf- und hinuntertragen müssen? Und was ist mit der Leiter am Second Step, die bereits seit 1975 die Schlüsselstelle auf dem Nordostgrat entschärft? Hätte die UIAA gerne, dass die Chinesen die Leiter entfernen oder gilt sie nach fast 40 Jahren bereits als mit dem Berg verwachsen?

Zwei Wege an den Schlüsselstellen

Derzeit spricht nicht viel dafür, dass Nepals Regierung in Sachen Hillary-Step wirklich Entscheidungshilfe benötigt. Im Frühjahr 2013 verlegten die Sherpas an den Engpässen der Route erstmals je zwei Fixseile und entschärften damit die Staugefahr – auch am Hillary-Step, ganz ohne Leiter. Nimmt man die Erklärung der UIAA wörtlich, stünde das gesamte kommerzielle Bergsteigen am Mount Everest zur Debatte. Denn wie viele unter den Hunderten von Gipfelanwärtern haben sich wirklich das von der UIAA geforderte „nötige Können und die Erfahrung“ für den Everest erarbeitet? Darüber ließe sich trefflich diskutieren.

Datum

24. Oktober 2014 | 13:13

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