More DW Blogs DW.COM

Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Von wegen jämmerlich!

Maya Sherpa (im Hintergrund der Mount Everest)

Maya Sherpa (im Hintergrund der Mount Everest)

Nepal braucht starke Frauen wie Maya Sherpa. „Mit unseren Expeditionen wollen wir Frauen inspirieren, Dinge zu wagen, zu denen wir auch noch in der Lage sind, wenn wir verheiratet sind und Kinder haben“, schreibt mir die 36-Jährige Bergsteigerin. Im Juli 2014 bestieg sie mit Dawa Yangzum Sherpa und Pasang Lhamu Sherpa Akita den 8611 Meter hohen K 2 in Pakistan. Sie waren die ersten Nepalesinnen auf dem zweithöchsten Berg der Erde. Vor anderthalb Wochen hatte ich euch hier im Blog das neue Projekt des Trios vorgestellt, die geplante Besteigung des Kangchendzönga im nächsten Frühjahr. Mayas Antworten auf meine Fragen dazu erreichten mich erst einige Tage, nachdem der Artikel online gegangen war.

Immer noch Schulden

Wie vorher schon Dawa Yangzum bestätigte mir auch Maya, dass sie nach ihrer Expedition zum K 2 noch immer auf Schulden von umgerechnet rund 12.000 Euro sitzen. „Die Leute hier denken, wir hätten kein Geld verloren, sondern im Gegenteil viel verdient. Aber die Wirklichkeit sieht leider anders aus“, sagt Maya und fügt mit Blick auf ihr neues Projekt hinzu: „Diesmal wollen wir die Finanzierung sorgsamer angehen. Wir haben uns an Organisationen wie NMA [Nepalesischer Bergsteigerverband] oder TAAN [Verband der nepalesischen Trekkingagenturen] gewandt, die wirklich verstehen, was wir machen und warum.“ Sie spielt damit auf die Regierung Nepals an, die das versprochene Geld für die K 2-Expedition (umgerechnet knapp 4200 Euro) bis heute nicht ausgezahlt hat.

Zweimal auf dem Everest

Bergsteigerin, Ehefrau und Mutter

Bergsteigerin, Ehefrau und Mutter

Maya Sherpa wuchs in einem kleinen Dorf im Distrikt Okhaldhunga auf, nicht weit entfernt vom Mount Everest. Inzwischen hat sie sich in der noch immer von Männern dominierten Bergsteiger-Welt Nepals ihren Platz erkämpft. „Ich bin seit 2003 Profibergsteigerin und habe immer versucht, dafür zu sorgen, dass mich auch jene Kerle wahrnehmen, die glauben, dass Frauen auf diesem Gebiet ein jämmerliches Bild abgeben“, sagt Maya, die vor ihrer Bergsportkarriere auch als Gewichtheberin (im Federgewicht) Erfolge feierte. Die Sherpani hat den Mount Everest von beiden Seiten aus bestiegen, 2006 von Nepal, 2007 von Tibet aus. Außerdem war sie die erste Frau aus Nepal, die auf dem Cho Oyu (8188 Meter) in Tibet, dem Pumori (7161 Meter), dem Baruntse (7129 Meter) und der Ama Dablam (6814 Meter) in Nepal sowie dem Khan Tengri (7010 Meter) in Kirgistan stand. Maya ist mit dem niederländischen Höhenbergsteiger Arnold Coster verheiratet. Die beiden leben mit ihrer vier Jahre alten Tochter Roos Dawa in der Hauptstadt Kathmandu.

Frauen in Nepal weiter diskriminiert

Maya (l.) am Gipfel des K 2

Maya (l.) am Gipfel des K 2

2010 wurde Maya als eine von wenigen Frauen in den Vorstand des Nepalischen Bergsteigerverbands NMA gewählt: „Ich habe dort eine Menge gelernt, etwa wie wichtig es ist, dass auch Frauen klettern und Expeditionen leiten. Die Bergsteigerinnen und Bergführerinnen konnte man an zwei Händen abzählen.“ Es sei für sie und ihre Freundinnen Pasang Lhamu Sherpa Akita und Dawa Yangzum Sherpa „eine riesige Herausforderung, gegen die Diskriminierung von Frauen in Nepal zu kämpfen“, sagt die Bergsteigerin. „Wir wollen jedem einzelnen Mann, der denkt, Mädchen würden mit einem Fluch geboren, die Botschaft schicken: Das ist nicht wahr – wenn wir es unterlassen, Frauen in der Gesellschaft zu benachteiligen.“

Datum

20. Januar 2015 | 17:08

Teilen