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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Aus fünf mach‘ vier

Nanga Parbat

Nanga Parbat

Kräfte bündeln ist ein Erfolgsrezept – auch beim Bergsteigen. Erinnert sei nur an die legendäre Erstbegehung der Eiger-Nordwand 1938, als sich die beiden Deutschen Anderl Heckmair und Ludwig Vörg sowie die Österreicher Heinrich Harrer und Fritz Kasparek erst in der Wand zu einer Viererseilschaft zusammentaten und erfolgreich waren. Auch am Nanga Parbat haben sich jetzt zwei der fünf Expeditions-Teams zusammengeschlossen, um größere Chancen auf die erste Winterbesteigung des neunthöchsten Bergs der Erde zu haben. „Unser Plan A, eine schnelle Besteigung im Alpinstil, scheiterte am Wetter. Plan B, sich erneut zu akklimatisieren und ‚annähernd‘ im Alpinstil zu klettern, scheiterte an Jaceks Gesundheit – er ist jetzt übrigens wieder der Alte. Jetzt ist es Zeit für Plan C“, schreibt der Pole Adam Bielecki auf Facebook.
Bielecki und sein Landsmann Jacek Czech arbeiten nun mit dem Spanier Alex Txikon, dem Italiener Daniele Nardi und dem Pakistani Ali Sadpara zusammen. Das internationale Trio hatte angekündigt, über die Kinshofer-Route, sprich die Normalroute auf der Diamir-Seite des Bergs, auf den Gipfel gelangen zu wollen – im traditionellen Stil, also mit Hochlagern. Innerhalb der nächsten drei Tage solle der Weg bis hinauf nach Lager 3 auf 6700 Metern mit Fixseilen gesichert werden, schreibt Bielecki.

„Nanga-Träumer“ auf 6200 Metern

In ihrer Heimat Polen wurde Adam und Jacek übrigens in der vergangenen Woche bei einer ironischen Bergsteiger-Ehrung das „Bronzene Ei“ zugeteilt. Sie hätten ihr Winter-Projekt „Nanga Revolution“ genannt hatten, ohne klar zu machen, was sie damit eigentlich meinten – „eine bergsteigerische oder islamische Revolution“. Da erscheint die Bezeichnung des polnischen Teams auf der Rupal-Seite eindeutiger. „Nanga Dream“, also der Nanga-Parbat-Traum, ist nachvollziehbar – weniger allerdings der Zusatz „Justice for all“, Gerechtigkeit für alle. Die „Nanga-Träumer“ haben inzwischen auf der Schell-Route eine Höhe von rund 6200 Metern erreicht.

Akklimatisieren auf über 7000 Metern

Elisabeth Revol im eisigen Hochlager

Elisabeth Revol im eisigen Hochlager

Am höchsten von allen Expeditionen sind bisher der Pole Tomek Mackiewicz und die Französin Elisabeth Revol gelangt. Die beiden „Rubber Ducks“ – sprich Badeenten, noch so ein seltsamer Team-Name – übernachteten auf der Messner-Route auf der Diamir-Seite auf gut 6700 Metern und wollten zwecks weiterer Akklimatisierung heute bis auf 7200 Meter aufsteigen. Im vergangenen Winter hatten die beiden eine Höhe von etwa 7800 Metern erreicht. In diesen Bereich waren im März 2015 auch Txikon, Nardi und der Pakistaner Muhammad Ali vorgedrungen. Sie hatten sich damals allerdings auf der Kinshofer-Route verstiegen und dann absteigen müssen, weil Muhammad höhenkrank geworden war.

Winter-Weltmeister Polen

Zwölf der 14 Achttausender wurden schon im Winter bestiegen, nur der K 2 und der Nanga Parbat widersetzten sich bisher allen Versuchen. Winter-Weltmeister der Bergsteiger sind eindeutig die Polen. Neun Erstbesteigungen von Achttausendern gingen auf das Konto rein polnischer Expeditionen. An einer weiteren war ein polnischer Bergsteiger beteiligt (Piotr Morawski 2005 an der Shishapangma).
Denis Urubko hat dafür gesorgt, dass man jetzt sogar mit Fug und Recht behaupten kann, an allen (!) Winter-Erstbegehungen an Achttausendern seien Polen beteiligt gewesen. Der gebürtige Kasache, dann Russe und neuerdings auch Besitzer eines polnischen Passes gehörte zu den Winter-Erstbesteigern des Makalu und Gasherbrum II – in nicht-polnischen Teams. Bei der erwähnten augenzwinkernden Bergsteiger-Ehrung in Polen wurde Urubko mit Blick auf dessen neue Staatsbürgerschaft und sein Faible für Winterbesteigungen ebenfalls mit einem Preis bedacht: dem „Roten Ei mit Hammer und Sichel“.

Datum

11. Januar 2016 | 16:23

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