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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Vor 40 Jahren: Messner und Habeler ohne Atemmaske auf dem Everest

Habeler (r.) und Messner (1975)

Es war eine Pioniertat, doch die Spuren sind überschaubar. Am Dienstag jährt sich zum 40. Mal der Tag, an dem der Südtiroler Reinhold Messner und der Nordtiroler Peter Habeler als erste Menschen den 8850 Meter hohen Gipfel des Mount Everest ohne Flaschensauerstoff erreichten und damit bewiesen, dass es möglich ist. Üblich ist es dadurch nicht geworden. Laut der Bergsteiger-Chronik Himalayan Database ist der höchste Berg der Erde inzwischen 8219-mal bestiegen worden, nur bei 202 Gipfelerfolgen verzichteten die Bergsteiger auf Atemmasken. Das entspricht einem Anteil von 2,5 Prozent. Auch in diesem Jahr dürfte er kaum höher liegen.

„Sind wir noch bei Trost?“

Everest-Südseite

Es habe im Vorfeld jede Menge Kritiker und Skeptiker gegeben, erzählte mir Reinhold Messner einmal in einem Interview. Das habe ihn zusätzlich angespornt. „Im Grunde wollte ich damals nur ein Exempel statuieren, einen Versuch machen. Ich wusste nicht, wie weit ich komme.“ Auch während des Aufstiegs am 8. Mai 1978 hätten Habeler und er durchaus noch Zweifel gehabt, ob sie aus dieser Nummer schadlos herauskommen würden, sagte Messner: „Bei jeder Pause haben wir uns angeschaut: Sind wir noch bei Trost? Ist es noch verantwortbar oder nicht?“ Bei minus 40 Grad Celsius und heftigem Sturm kämpften sie sich hinauf. „Wir haben in der Schlussphase wirklich mehr auf Knien und Händen als gehend den Gipfel erreicht, sonst wären wir vom Grat gefegt worden“, berichtete Messner.

Nichts wie runter!

Peter Habeler heute

Für Peter Habeler war es nach eigenen Worten „ein sehr emotionaler Moment“, als sie schließlich auf dem Dach der Welt standen. Richtig genießen konnte er ihn nicht. „Ich weiß noch, dass ich Angst hatte“, erzählte mit Habeler, als ich ihn vor einigen Monaten traf. „Ich bin sehr unruhig geworden, weil ich runterwollte. Ich habe mir gedacht: Hoppla, wie komme ich denn jetzt über den Hillary Step wieder runter, ohne Sicherung? Der Schnee war dort in einem schlechten Zustand, das hatten wir beim Aufstieg gemerkt. Ich dachte, jetzt bricht da ein Tritt raus, und dann fliegst du oabi. Aber irgendwie ist es gegangen.“ Nach der Heimkehr sei er von dem gewaltigen Medienecho überrascht worden, erzählte Habeler: „Das war ein regelrechter Hype.“

Gefesselter Berg

Reinhold Messner

Auch heute gibt es noch einen Everest-Medienhype, nur dass er selten mit Besteigungen ohne Flaschensauerstoff zu tun hat, sondern eher mit der Masse an Bergsteigern, die sich Jahr für Jahr am höchsten aller Berge versuchen. „Wenn ich tausend Leute im Basislager habe, von denen 540 bei einem Schönwetterfenster einsteigen wollen, ist mir das nicht geheuer“, sagte Habeler. „Das wäre nicht meine Art, Berge zu besteigen. Heute ist der Everest ein gefesselter Berg.“ Da sind sich die beiden Pioniere von einst einig. „Ich werde sicherlich nicht mehr ohne Atemmaske auf den Everest steigen“, sagte mir Reinhold Messner anlässlich seines 70. Geburtstags im September 2014. „Ich will nicht in meinen späten Jahren an den Bergen umkommen, nachdem ich 65 Jahre lang alles getan habe, um das Sterben am Berg zu vermeiden. Aber mit zwei Sauerstoffflaschen und zwei Sherpas, von denen einer vorne zieht und einer hinten schiebt, nochmals auf den Everest steigen? Das ist meine Sache nicht.“

Datum

5. Mai 2018 | 22:23

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