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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

„Harry“ Potter am Berg

Potter. Bei dem Namen konnte ja auch eigentlich nichts schief gehen. Adam Potter hat am 1094 Meter hohen Sgurr Choinnich Mor in den schottischen Highlands einen 300-Meter-Sturz überlebt – und das ohne ernsthafte Verletzungen. Der 35 Jahre alte Bergsteiger aus Glasgow, der mit drei Freunden unterwegs war, rutschte nach eigenen Worten auf einem Schnee- und Eishang im Gipfelbereich aus. „Ich versuchte zu bremsen, aber die Geschwindigkeit nahm rasant zu. Ich stürzte über eine Kante auf den nächsten Schneehang, dann über die nächste Kante und so weiter.“ Die Bergretter, die Potter später bargen, berichten, dass Potter auf seiner unfreiwilligen Talfahrt mindestens dreimal rund 30 Meter senkrecht hinuntergefallen sein muss.


Adam Potter, der Mann mit extrem gutem Schutzengel

„Ein bisschen Angst“

Ein todesnahes Erlebnis sei es trotzdem nicht gewesen, sagt der Bergsteiger: „Ich sah weder mein Leben an mir vorbeiziehen noch so etwas wie einen hellen Blitz. Ich habe nur versucht zu bremsen.“ Irgendwann wurde er endlich langsamer, konnte aber nicht verhindern, dass er über eine weitere Kante stürzte. „Ich habe sie auf mich zukommen sehen. Da hatte ich schon ein bisschen Angst um mein Leben“, erzählt Potter.
Als die Besatzung des Rettungshubschraubers ihn fand, stand Potter im Schnee und studierte eine Karte. „Wir konnten zunächst gar nicht glauben, dass er der Vermisste war. Deshalb sind wir noch einmal den Berghang abgeflogen“, erzählt Bergretter Tim Barker. „In der Falllinie haben wir Ausrüstung entdeckt, die er bei seinem Sturz offensichtlich verloren hatte.“

Und jetzt zum Everest?

Potter zog sich Hautabschürfungen im Gesicht, ein Schleudertrauma, einige Prellungen und drei kleinere Brüche im Rückenbereich zu. „Eigentlich wollte ich am nächsten Wochenende wieder klettern gehen. Aber das werde ich wohl absagen müssen“, meint der Glückspilz lakonisch. „Mal sehen, wie die Verletzungen verheilen. Vielleicht geht es in ein paar Wochen ja wieder.“ Im März will Potter nach Nepal reisen, um den Mount Everest zu besteigen. Ob sein Vorname wirklich Adam ist? Oder vielleicht doch Harry?

P.S. Immer wieder gibt es übrigens Berichte über derartige „Bergwunder“. So überlebte ein US-Bergsteiger 2007 einen 400-Meter-Sturz in Neuseeland mit kleinen Verletzungen. Einigen wenigen Fallschirmspringern ist das sogar aus noch viel größerer Höhe gelungen – dank „Bremsklötzen“ wie Bäumen, Schnee oder ähnlichem.

Datum

31. Januar 2011 | 12:03

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