Achtung! Zahnblähung
Alle investieren derzeit in Gold, ich habe es verschenkt. Jedenfalls mein Zahngold. Vor jeder Expedition wird den Teilnehmern dringend geraten, noch einmal die Beißerchen kontrollieren zu lassen, um im Hochgebirge keine böse Überraschung zu erleben. Aerodontalgie (Höhenzahnschmerz) heißt das Phänomen, das schon so manchen Bergsteiger hat verzweifeln lassen. Unter Zahnkronen oder -füllungen können sich Gasblasen bilden, etwa durch Karies. Das Gas kann nicht heraus. Steigst du nun in Höhen über 3000 Meter auf, lässt der Außendruck stark nach. Das Gas im Zahn wittert seine Chance und bläht sich auf. Die Folge: üble Zahnschmerzen. Und meist kein Zahnarzt weit und breit. Da hilft selbst das alte Hausmittelchen, auf Gewürznelken herumzukauen, kaum.
“Dauerprovisorium“
Als ich der Zahnärztin meines Vertrauens erzählte, dass ich in Kürze den Siebentausender Putha Hiunchuli in Nepal besteigen wolle, entschied sie, meine zahlreichen Altlasten im Mund etwas genauer zu überprüfen. Eine Röntgenaufnahme brachte es an den Tag: Unter meiner einzigen Goldkrone hatte sich Karies breit gemacht. Das Schicksal der Geldanlage in meinem Mund war besiegelt: „Damit kann ich Sie nicht in den Himalaya lassen“, meinte die Ärztin und bohrte die Krone auf. Jetzt trage ich dort, wo es vorher golden glänzte, ein matt-weißes, so genanntes „Dauerprovisorium“. Eigentlich ja ein Widerspruch in sich, dafür aber ziemlich teuer – fand ich jedenfalls so lange, bis ich den Kostenvoranschlag für die endgültige Lösung in Händen hielt. Nicht zu ändern. Das Zahngold habe ich einschmelzen lassen, den Erlös für einen guten Zweck gespendet. Jetzt hoffe ich nur, dass mir im Himalaya eine Zahnblähung erspart bleibt. Ein paar Gewürznelken werde ich aber doch einpacken. Zur Beruhigung.
P.S. Anfang der Woche wird der Blog auf ein neues System umgestellt. Ich werde einige Tage lang keine Artikel einstellen können.