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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Normal, und das ist gut so

Mount Everest (l.) im ersten Tageslicht

Südseite des Mount Everest (l.) im ersten Tageslicht

Schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten, lernt jeder angehende Journalist. Dabei ist es doch eigentlich eine gute Nachricht, wenn es keine schlechten gibt. Das gilt in diesem Frühjahr besonders für den Mount Everest, nach den Unglücken der vergangenen beiden Jahre. Im Frühjahr 2014 endete die Saison auf der nepalesischen Seite vorzeitig, nachdem eine Eislawine im Khumbu-Eisbruch 16 nepalesische Bergsteiger das Leben gekostet hatte. 2015 wurde wegen des verheerenden Erdbebens in Nepal sogar zu einem Jahr ohne Gipfelerfolge auf beiden Seiten des Bergs. Auf der Südseite kamen 19 Menschen ums Leben, als eine durch das Beben ausgelöste Lawine das Basislager traf. Danach reisten alle Bergsteiger ab. Auf der Nordseite sperrten die chinesischen Behörden nach dem Erdbeben im Nachbarland alle Achttausender. In diesem Jahr verläuft die Saison nach meinem Eindruck bisher weitgehend normal.

Fixseil-Team schon in dieser Woche auf dem Gipfel?

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Everest-Nordseite im letzten Tageslicht

Auf der nepalesischen Seite des Everest haben Climbing Sherpas die Route bis knapp unterhalb des rund 7900 Meter hohen Südsattels vorbereitet. Wegen kleiner Lawinen in der Lhotse-Flanke mussten die Arbeiten vorübergehend unterbrochen werden. Die ersten kommerziellen Teams haben bereits in Lager 3 auf rund 7000 Metern übernachtet, um sich weiter zu akklimatisieren. Auf der tibetischen Nordseite ist das Fixseil-Team der China Tibet Mountaineering Association (CTMA) am Nordostgrat bis auf eine Höhe von gut 8200 Metern vorgedrungen. Das Team hoffe, bereits am Donnerstag den Gipfel zu erreichen, schrieb der US-Amerikaner Adrian Ballinger gestern auf Instagram. Auf der Südseite wird damit in der kommenden Woche gerechnet.

Nicht unüblich

Und sonst? 17 ausländische und zehn nepalesische Bergsteiger mussten nach Informationen der Zeitung „The Himalayan Times“ bisher wegen Symptomen von Höhenlungen- oder -hirnödemen aus dem Basislager ausgeflogen werden. Die Zahlen wirken auf den ersten Blick spektakulär, dürften aber in etwa im Durchschnitt einer normalen Everest-Saison liegen. Auf der Südseite gibt es vereinzelte Klagen über die Arbeit der Climbing Sherpas. Auch das kommt immer wieder einmal vor. Die mediale Aufregung über Hubschrauber-Touristenflüge über dem Khumbu-Eisbruch schließlich ist zwar nachvollziehbar und berechtigt. Dass dieses Thema überhaupt so viel Aufmerksamkeit erhält, ist aber auch ein Zeichen dafür, dass die eigentliche Bergsteiger-Saison am Everest bisher ohne größere Zwischenfälle verlaufen ist. Und das ist doch eine gute Nachricht, oder?

Datum

4. Mai 2016 | 14:46

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