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Abenteuer Sport

mit Stefan Nestler

Pakistan verweigert Bergsteigern Einreise – Willkür oder System?

Broad Peak (mit Schatten des K 2)

Broad Peak (mit Schatten des K 2)

Du hast ein Visum für Pakistan, eine Besteigungsgenehmigung für einen Achttausender, hast alles organisiert. Du reist nach Islamabad und erfährst plötzlich am Flughafen, dass du eine Persona non grata bist und das Land wieder verlassen sollst. Genau das widerfuhr jetzt der australisch-neuseeländischen Bergsteigerin Chris Jensen Burke (sie hat beide Pässe) und dem Nepalesen Lakpa Sherpa. „Die Gründe sind merkwürdiger, als wenn sie sich jemand ausgedacht hätte. Aber ich werde sie nicht im Detail nennen“, schreibt Chris in ihrem Blog. Sie fürchtet offenkundig, dass sie es sich mit den pakistanischen Behörden vollends verscherzen würde, wenn sie jetzt Klartext reden würde.

Nie wieder nach Pakistan?

Chris Jensen Burke

Chris Jensen Burke

Auch Lakpa Sherpa sieht für die Zukunft alles andere als rosig. „Es sieht aus, als könnte ich niemals wieder nach Pakistan reisen“, sagte der 25-Jährige der Zeitung „The Himalayan Times“. „Ich habe mich monatelang auf die Expedition vorbereitet und fühle mich jetzt verraten, ohne dass ich irgendetwas getan hätte.“ Lakpa Sherpa stand schon viermal auf dem Mount Everest, zweimal auf dem K 2. Den zweithöchsten Berg der Erde wollte Lakpa in diesem Sommer als erster Bergsteiger zum dritten Mal besteigen.

Chris Jensen Burke hatte geplant, in diesem Sommer den Nanga Parbat zu besteigen und war auch für den Broad Peak gemeldet. Die 47-Jährige hat bereits neun Achttausender bestiegen, zuletzt Anfang Mai die Annapurna.

Besserer Ruf der Sherpas

Träger im Karakorum

Träger im Karakorum

Nach noch unbestätigten Informationen, die ich aus Pakistan erhalten habe, haben die dortigen Behörden nicht nur Chris und Lakpa, sondern mindestens drei weiteren Bergsteigern die Einreise verweigert. In der Szene wird spekuliert, dass die Regierung des Landes ein Zeichen gegen die inzwischen gängige Praxis westlicher Expeditionsveranstalter setzen will, eher Sherpas aus Nepal unter Vertrag zu nehmen als pakistanische Kräfte. Die Sherpas haben sich in den letzten Jahrzehnten einen besseren Ruf als ihre pakistanischen Kollegen erarbeitet, nicht nur als Hochträger, sondern auch als Bergführer. „Die Kosten für die nepalesischen Sherpas sind etwas höher, doch überwiegen die Vorteile um ein Vielfaches“, heißt es zum Beispiel in der Ausschreibung einer K 2-Expedition des Schweizer Veranstalters Kobler&Partner für 2017. „Solange es die pakistanische Regierung erlaubt, nepalesische Sherpas zu den Expeditionen im Karakorum mitzubringen, werden wir den Vorteil deswegen gerne nutzen. Allgemein versuchen wir, immer die Hälfte der Hochträger aus Nepal mitzubringen.“

„Alpine Club kümmert sich nicht um seine Leute“

Muhammad Ali (l.) und Simone Moro auf dem Gipfel des Nanga Parbat

Muhammad Ali (l.) und Simone Moro im Februar auf dem Gipfel des Nanga Parbat

„Für diese Situation ist meiner Meinung nach vor allem der Alpine Club of Pakistan verantwortlich“, sagt Muhammad Ali „Sadpara“. „Er kümmert sich überhaupt nicht um seine Alpinisten, wenn es darum geht, deren Fähigkeiten und Arbeitsbedingungen zu verbessern.“ Laut Ali, der Ende Februar zu den Winter-Erstbesteigern des Nanga Parbat gehörte, beherrschen die Sherpas inzwischen 80 Prozent des Marktes, „und bald werden es 100 Prozent sein.“ Aktionen wie jene gegen Chris Jensen Burke und Lakpa Sherpa könnten ein Hinweis darauf sein, dass die Regierung Pakistans gegensteuern will.

Schikane wegen Cricket-Job?

Oder handelt es sich einfach nur um blanke Willkür? Im vergangenen Jahr hatte sich der Südafrikaner Mike Horn darüber beschwert, dass sein Team mehr als zwei Wochen lang in Skardu festsaß, bevor es zum K 2 weiterreisen durfte. Das Team um Horn war an einem Militärposten zurückgeschickt worden, trotz gültiger Visa und Permits. Erst als sich sein Freund, der frühere pakistanische Cricket-Star Wasim Akram, eingeschaltet habe, so Horn, habe es endlich weitergehen können. Horns Verdacht: Sein Team wurde aufgehalten, weil er auch als Coach eines indischen Cricket-Teams arbeitet.

Datum

28. Juni 2016 | 18:03

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